Worum es geht: Selbstbestimmung

Alltagsmenschen müssen entscheiden – autonom

Viel ist debattiert worden in den letzten Monaten, gerade auch über die Frage, was Biologie erklärt und was nicht. Diese Debatte ist reich an Missverständnissen und ideologischen Verformungen. Letztere sollen hier nicht interessieren, da die Möglichkeit eines Brückenschlages fehlt. Wichtiger sind die Missverständnisse, was letztlich zu der Frage führt, worum es geht. Damit meine ich gar nicht die Frage, worum es z.B. in der Evolutionstheorie geht. Wirklich Bedeutung für unsere Bloggemeinde hat eigentlich ein anderer Problemkreis, nämlich: Was wollen wir  – als Feminismuskritiker, aber darüber hinaus als Humanisten, als Männer, als Menschen?

Letzten Endes positionieren wir uns bzw. sollten wir das tun und das muss eine politische Haltung sein, ein Gestaltungsanspruch. Anderenfalls bleiben wir ein Diskussionszirkel für die abstrakt-theoretischen Fragen gewisser Wissenschaftssparten.

Deshalb meine ich, dass die Debatte weniger Erklärungsansprüche verhandeln sollte. Sie sollte sich letztlich um das Leben selbst drehen. Es ist in meinen Augen zu wenig, zu bestimmen, wir folgten irgendwelchen evolutionären Verhaltensregeln (bzw. zu sagen, dass deren Geltung irgendwie eingeschränkt sei). Wir müssen in der Konsequenz die Probleme des täglichen Lebens berücksichtigen. Hier kann ich an die erwähnten Missverständnisse anknüpfen:

Ich kritisiere gerne biologische Erklärungsmuster als reduktionistisch. Das tue ich dann, wenn ich das Gefühl habe, jemand erklärt zu viel und zu “imperialistisch” mit der Biologie. Ich habe dann auch einmal hinzugefügt, was mein Motiv ist: Ich lehne eine Fremdbestimmung durch Experten ab. Ich empfinde dann und wann die Behauptungen von Biologisten als Anmaßung (Biologisten sind sie dann, wenn sie behaupten, es gäbe vor allem die Biologie als Verhaltenserklärung und alle anderen Disziplinen seien sekundär). Manch einer meint ganz genau zu wissen, was mich antreibt. Genau das lehne ich stark ab.

Das Missverständnis liegt darin, dies als eine Art Sozial-Kreationismus anzusehen, also als fundamentale Evolutionsleugnung. Als Wissenschaftler ist mir das aber vollkommen fremd. Zentral ist eher, dass ich auch ein Alltagsmensch bin (wie jeder) und als Alltagsmensch handle und entscheide und viele dieser evolutionären Grundregeln die Entscheidungen gar nicht vorwegnehmen können, weil diese Regeln zu abstrakt sind für die konkreten Situationen, in denen ich entscheiden muss.

Wir alle verteidigen den Anspruch auf unsere eigene Selbstbeschreibung

Deshalb brauche ich im Alltag eine Selbstdefinition, die mich mit Entscheidungskriterien versorgt. Also behaupte ich für den Alltag auch eine – wenn auch beschränkte – personale Autonomie. Sie ist funktional, um handeln zu können. Aber darüber hinaus unterstelle ich, dass wir alle letztlich auf emotionaler Ebene einen solchen Anspruch erheben. Wir alle haben im Bauchgefühl einen Gradmesser für Fremd- und Selbstbestimmung.

Ich verstehe den Rückgriff auf die Biologie letztlich auch als Form der Verteidigung von Selbstbestimmung. Die Biologie schützt viele unserer VErhaltensweisen und Vorlieben als “natürlich”, die durch Genderisten wegerzogen werden sollen. Der Zugriff der Genderisten erscheint uns anmaßend. Wir empfinden es als empörend, dass Leute da steuerfinanziert versuchen, uns als Persönlichkeiten zu verändern. Lehrer, so scheint es, sollen uns nicht einfach nur noch Wissen vermitteln. In feministischen Fantasien sollen sie auch unsere Persönlichkeiten eichen, nach Vorstellungen, die in irgendwelchen Elfenbeintürmen ersonnen worden sind. Das würden wir auch dann ablehnen, wenn wir keine Biologiekenntnisse hätten. Aber die Biologiekenntnisse stärken unsere Abwehr, weil wir nun sagen können: Diese oder jede Eigenheit KANN NICHT umerzogen werden, sie ist gegeben.

Hier sollten wir zwei Ebenen trennen, die in der Diskussion meist verschwimmen. Einerseits  haben wir die biologischen Fakten. Andererseits haben wir die jeweilige Entscheidung, sich diesen Fakten zuzuwenden bzw. den Impuls, mit diesen Fakten gegen genderistische Umerziehungsfantasien zu argumentieren. Der Genderismus zeigt, dass dies eine Wahl ist. Wir müssen uns nicht mit Biologie befassen, wir müssen sie nicht anerkennen, wir sind also frei, uns zu irren (die wissenschaftstheoretische Basis der Biologie soll hier mal nicht das Thema sein, wackelig genug ist sie). Für mich ist diese Wahl, die wir treffen, das Entscheidende. Sie drückt einen Willen aus. Dieser ist letztlich auch die Quelle politischer Positionierungen. Zwar mögen einige Diskutanten so tun, als vollzögen sie lediglich, was die Wissenschaft ihnen aufträgt. Aber das trifft es nicht, denn ohne eine Hinwendung an die Wissenschaft bleibt diese für eine Person folgenlos. Die Beschäftigung mit der Biologie folgt auch einem Interesse und hier geht es eben nicht nur um Fortpflanzung und Selektion, sondern um eine politische Auseinandersetzung, in der die Biologie auch als ein Mittel benutzt wird.

Es kommt also darauf an, diese Interessen zu formulieren. Anderenfalls sind alle diese Debatten Scheingefechte.

Selbstbestimmung als politisches Ziel

Warum empört der Genderismus? Es mag den einen oder anderen Theoretiker aufregen, dass Genderisten die Biologie bloß als Herrschaftsinstrument des Patriarchats ansehen. Das ist in der Tat ziemlich verquer. Aber meist geht es nicht um wissenschaftsinterne Debatten. Es geht um Politik. Genderismus ist deswegen ein Problem, weil er über den Elfenbeinturm der Universität hinauswirkt durch Gender Mainstreaming, durch gegenderte Sprache, durch pädagogische Konzepte in den Schulen. Der Genderismus schafft Tatsachen und Lebensbedingungen und er ist dabei schnell übergriffig, weil er auf die Person zielt. Das Private ist ihm politisch, woraus er die Rechtfertigung zieht, in die Persönlichkeit einzugreifen. Nicht meine Rechtsstellung gilt ihm als Problem, sondern mein Mannsein an sich, meine Persönlichkeit, mein Denken, Fühlen und Begehren. Da auf dem Felde des Rechts längst Gleichberechtigung herrscht, findet der Feminismus sein Thema auch nur noch im Privaten, also in dem Bereich, der eigentlich dem Zugriff des Staates entzogen sein sollte.

Deshalb geht es letzten Endes darum, diesen Anspruch abzuwehren und das Private wieder zum Herrschaftsbereich des Einzelnen zu machen. Verteidigt werden muss die Freiheit, zu denken, was man will, sein privates Leben zu gestalten, wie man will. Im Verkehr mit dem Staat darf es nur um die abstrakten Rechtsregeln gehen. In der Schule sollte sich die Pädagogik möglichst minimalinvasiv verhalten: Natürlich erziehen Lehrer auch, aber sie sollten die individuelle Freiheit nur minimal berühren. Der Anspruch einer umfassenden Persönlichkeitsbildung muss abgewehrt werden. Ein solcher Anspruch führt schließlich dahin, dass eine Expertokratie via Curricula entscheidet, wann eine Persönlichkeit gelungen ist oder wann sie als fehlentwickelt gilt. “Persönlichkeitsbildung” ist im Übrigen auch der Auftrag der Universitäten. Zunehmend aber hat man das Gefühl, dass darunter die Formung marktgängiger Arbeitnehmer verstanden wird. In amerikanischen Universitäten darf zudem auch außercurriculär quasi Sexualmoral gelehrt werden, um die vermeintliche Rape Culture umzuformen.

Die Freiheit der Persönlichkeit muss vor solchen Übergriffen geschützt werden. Das gilt letzten Endes aber für alle Formen des Übergriffs. Insofern sollte ein Maskulismus kein Ort sein, wo der Übergriff A lediglich durch den Übergriff B ausgetauscht wird. Der Anspruch, die Persönlichkeit mitzubestimmen, hat viele Mäntel, er kann sich genderistisch, links, grün-ökologisch, aber genauso auch neoliberal oder konservativ verkleiden. Immer dann, wenn eine Gruppe meint, die Wahrheit zu kennen und die Deutungshoheit beansprucht und andere Meinungen als Irrtümer verfolgt, verliert der Einzelne seine Selbstbestimmung, welche auch die Freiheit einschließt, sich zu irren. Ich habe kürzlich Odo Marquard zitiert, der Adorno zitierte, dass Freiheit heiße, ohne Angst anders sein zu dürfen. Das setzt voraus, dass es kein Deutungsmonopol gibt, heiße sie nun Inquisition, Gleichstellungsbeauftragte oder Experte dieser oder jener Wissenschaft. Im “Namen der Rose” sagt Wiliam von Baskerville, was für ihn der Teufel ist: jemand, der meint die Wahrheit zu besitzen, und der niemals daran zweifelt (gemeint war der blinde Jorge). Da hat er recht, in jeder unbeirrten Wahrheit steckt ein totalitärer Zug. Und darum geht es letztlich: Die Verteidigung des Individuellen gegen tendenzielle totalitäre Anmaßungen.

Aber ich kann mich irren 😉

 

 

 

 

 

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26 Responses to Worum es geht: Selbstbestimmung

  1. Dummerjan says:

    Daumen hoch. Ich glaube Du hast es getroffen. lasse mich noch hinzufügen: Auch meinSohn ist betroffen, ohne dass er sich wehren kann – allein aus einer geburtlichen Tatsache wird er Dingen ausgesetzt, die ihne als männliches Wesen benachteiligen sollen, noch bevor er ein mann wird.

  2. “Es ist in meinen Augen zu wenig, zu bestimmen, wir folgten irgendwelchen evolutionären Verhaltensregeln (bzw. zu sagen, dass deren Geltung irgendwie eingeschränkt sei).”

    Das ist ein entscheidender Punkt, die Biologisten sind in keiner Weise visionär, denn sie versuchen, in menschlichem Verhalten nur wiederzuerkennen, was sie bereits woanders verstanden zu haben meinen. Das ist politisch sicher nicht attraktiv und genau deshalb muß man sich die Mühe machen, die wirklichen Nachteile des Biologismus herauszupräparieren.

    “Manch einer meint ganz genau zu wissen, was mich antreibt. Genau das lehne ich stark ab.”

    Irgendwie ist es fast wie bei dem Problem der alternativen Kausalverläufe: Wenn A und B das Ereignis C gleichermaßen verursachen, dann stellt sich die Frage, ob A oder B einzeln als Ursache gelten können, da man ihren Einfluß in keiner Änderung=C re-identifizieren kann. Die Lösung kann nicht darin bestehen, daß man auf praktische Belange verweist, sondern man muß argumentieren, daß Handlungsgründe keine Handlungsursachen sind. Erst damit ist das Problem aus der Welt geschafft.

    “Das Missverständnis liegt darin, dies als eine Art Sozial-Kreationismus anzusehen, also als fundamentale Evolutionsleugnung.”

    Es ist ein Mißverständnis. Die Biologisten meinen, daß schon die beobachtbaren sozialen Phänomene direkt auf evolutionäre Quellen zurückgeführt werden könnten. Daher glauben sie auch, gegen Feministen am meisten ausrichen zu können. Dasjenige, was ich Naturalismus nennen würde, leugnet keineswegs, daß das Gehirn den Geist erzeugt oder daß wir mit Präferenzen geboren wurden. Aber mein Naturalismus bestreitet, daß diese Tatsache im Leben eines Erwachsenen, bei seinen Entscheidungen, immer eine dominante Rolle spielt. Was also eigentlich von mir bestritten wird, ist ein biologischer Determinismus – was die Biologisten aber überhaupt nicht verstehen, weil sie die Anwesendheit der These des biologischen Determinismus in ihrer theoretischen Perspektive überhaupt nicht verstehen. Es gehört auch zu ihrer metaphysischen Position, sich um die begrifflichen Grundlagen ihrer Ansichten keine Gedanken zu machen: Immerhin ist das nichts Empirisches. Das wahre Problem ist daher, herauszubekommen, was die These des biologischen Determinismus wirklich besagt und mit was er inkompatibel ist.

    “Deshalb brauche ich im Alltag eine Selbstdefinition, die mich mit Entscheidungskriterien versorgt.”

    Analytische Philosophen nennen das die Ausübung personaler Autonomie aufgrund einer selbstgewählten Selbstbeschreibung. Sowohl “personale Autnomie” als auch “Selbstbeschreibung” werden in der Phhilosophie erbittert umkämpft. Klar scheint mir zu sein, daß die Frage der Kompatibilität von personaler Autonomie mit biologischen Einflüssen bei der Präferenzenbildung der rationale Kern des Problems ist. Und eventuell läßt sich damit auch eine antifeministische Position formulieren, die aber ganz anders aussehen wird, als die bisherigen Vorstöße der Biologisten. Sie wird mehr darauf hinauslaufen, daß Personen eine gewisse Freiheit zugestanden werden – eine Freiheit, die nach Biologistenmeinung nicht besteht und die nach Feministenmeinung ohnehin durch Sozialisation vollständig ausgefüllt wird und im Patriarchat mit dem Ziel der Geschlechterungerechtigkeit aufgrund von Machtinteressen mißbraucht wird.

    >Also behaupte ich für den Alltag auch eine – wenn auch beschränkte – personale Autonomie.

    Diese Position nennen Philosophen Kompatibilismus und sie ist in der verwirrenden und gigantisch aufgeblähten Debatte zur Willensfreiheit weit verbreitet. Leider gibt es sie auch in veschiedenen Varianten, die ich gerade auseinander zu halten versuche.

    “Ich verstehe den Rückgriff auf die Biologie letztlich auch als Form der Verteidigung von Selbstbestimmung. Die Biologie schützt viele unserer VErhaltensweisen und Vorlieben als “natürlich”, die durch Genderisten wegerzogen werden sollen.”

    Das ist die Frage und hier vorzugreifen, scheint mir wenig produktiv zu sein.

    “In feministischen Fantasien sollen sie auch unsere Persönlichkeiten eichen, nach Vorstellungen, die in irgendwelchen Elfenbeintürmen ersonnen worden sind.”

    Es kommt auf die Frage des Konzeptes von personaler Autonomie an, ob die Einflüsterung falschen Meinungen über die Welt personale Autonomie tangiert oder nicht. Feministen vertreten häufig einen prozeduralen approach to autonomy, nachdem genau das der Fall ist. Ich hingegen halte das für falsch, denn personal autonomy beruht auf einer Struktur von Wünschen, Reflexion und Kontrolle. Falsche Meinungen können den Inhalt einer Entscheidung danach verändern, aber sie eliminieren nicht notwendig deren Autonomie. Das ist wichtig für die Frage, ob und zu welchem Preis biologisch verwurzelte Präferenzen und anerzogenen Meinungen revidiert werden können. Nach Meinung der Biologisten und Feministen ist er groß, meinem Naturalismus zufolge ist er klein.

    “Das würden wir auch dann ablehnen, wenn wir keine Biologiekenntnisse hätten. Aber die Biologiekenntnisse stärken unsere Abwehr, weil wir nun sagen können.”

    Da ich selbst kein Biologe bin und auch nicht werden will, hat die Behauptung der biologistischen Nicht-Akademiker, man müsse erst mal ein Bio-Buch lesen, um seine Irrtümer einzusehen, mich Anfangs immer ein wenig ratlos zurückgelassen. Doch seit mir klar ist, daß Determinismus und Kompatilität der Kern des Konfliktes sind, tut es das nicht mehr, denn Biologie und Evolutionstheorie sind keine von der Physik abgeschlossenen Bereiche und ihre Phänomen nicht unabhängig von den Eigenschaften physikalischer Trägern. Und von Physik verstehe ich was. Wenn man also nicht-lineare Systeme, deterministisches Chaos und den stochastischen Charakter der natürlichen Kausalität versucht, zu verstehen, dann wird das am Ende ausreichen, um den Biologisten an genau dem Punkt den Wind aus den Segeln zu nehmen, von dem ihre Argumentation abhängt – in der Frage des Determinismus. Und Bio-Bücher werden dabei eine marginale Rolle spielen.

    Die Folge wird sein, das mein Naturalismus auf einmal eine differenzierte Diskussion des Einflusses biologischer Präferenzen erlauben wird, wie er z.B. in eingen Studien schon bei Säuglingen durchzuscheinen scheint. Und das Ergebnis wird sein, daß es von der lebenslangen Verteidigung der Autonomie der einzelnen Person abhängt, wie sehr sie sich davon emanzipiert hat – eine Position, die der Biologismus nicht teilt, denn seiner Meinung nach ist es effizienter, die Gattung homo sapiens zu verstehen, als die Biographie einer Person und mein Naturalismus sagt genau das Gegenteil. Und genau deshalb wird er ausreihen, um auch den Feminismus zurückzuweisen, solange der Feminismus meint, daß es ausreicht, die Mitgliedschaft von homo sapiens in einer Menge soziologischer Klassen zu verstehen.

    “Deshalb geht es letzten Endes darum, diesen Anspruch abzuwehren und das Private wieder zum Herrschaftsbereich des Einzelnen zu machen.”

    Dem stimme ich uneingeschränkt zu.

    “Verteidigt werden muss die Freiheit, zu denken, was man will, sein privates Leben zu gestalten, wie man will.”

    *standing ovations with feets*

    >Aber ich kann mich irren

    Ich denke letztlich nicht, daß du dich irrst, ich würde deinen Standpunkt nur völlig anders formulieren. Was falsch ist – solltest du das so gemeint haben – ist die Idee, daß praktische Überlegungen gegen den Dämon des Determinismus – woher er auch kommen mag – ausreichen. Das tun sie nicht, er ist ein hartes Problem und es bedarf theoretischer Diskussionen, ihn loszuwerden, die man freilich von Biologisten nur in Ausnahmefällen erwarten darf.

    Hat man aber einmal wenigstens einen Kompatibilismus erstritten, dann entsteht auf einmal ein großer Bedarf an polistischen Visionen, an denen die personale Autonomie geschärft werden muß. Feminismus und Biologimus haben hierzu naturgemäß nichts zu sagen und wir erhalten personale Autonomie auch nicht durch eine politische Vision, sondern – nach dem von mir favorisierten structural account to personal autonomy – durch Verbesserung der Fähigkeit zum kritischen Überlegen und Analysieren. Begriffliche Fähigkeiten beeinflussen danach die personale Autonomie direkt und sie sind es, die es uns erlauben, falsche Meinungen über die Welt abzustoßen. Das tun sie natürlich nicht alleine, aber sie sind potenter als jede empirische Studie – weshalb Biologisten und Feministen nur schwach autonom sind. Und das spiegelt sich sofort darin wieder, daß sie ihre jeweilige Ideologie nicht meher loswerden, nachdem sie einmal auf sie reingefallen sind.

    Ein vernünftiger Maskulismus wird daher vermutlich:

    i) anti-biologistisch, aber naturalistisch sein
    ii) unverträglich mit Feminismus sein
    iii) libertär sein.
    iv) gehaltvoller als linker Maskulismus sein, wenn linker Maskulismus will mit Equifeminismus verträglich sein, was bedeutet, daß er sich einen für personale Autonomie interessanten Freiheitsbegriff nicht leisten kann. Insbesondere integraler Anti-Feminismus wird als Konzept niemals ausreichen, um die von dir angedeutete politische Vision zu liefern.

    Damit verdamme ich linken Maskulismus nicht. Aber so wie fundamentalistischer Maskulismus eine Vorstufe und frühes Stadium eines vollenwickelten masukulistischen, libertären und säkulären Humanismus war, ist im linken Maskulismus vermutlich ebenfalls ein Verfallsdatum eingebaut und dieses hat präzise genau einen Namen: die libertäre Gesellschaft als Folge eines anspruchsvollen Freiheitsbegriffes, den erst die Zurückweisung des Determinismus möglich macht.

  3. @LoMi

    Bitte inhaltilich Irreführendes korrigieren:

    “Insbesondere integraler Anti-Feminismus wird als Konzept niemals ausreichen, um die von dir angedeutete politische Vision zu liefern.”

    “Insbesondere integraler Anti-Sexismus wird als Konzept niemals ausreichen, um die von dir angedeutete politische Vision zu liefern.”

    Danke

  4. ” jemand, der meint die Wahrheit zu besitzen, und der niemals daran zweifelt (gemeint war der blinde Jorge). Da hat er recht, in jeder unbeirrten Wahrheit steckt ein totalitärer Zug. Und darum geht es letztlich: Die Verteidigung des Individuellen gegen tendenzielle totalitäre Anmaßungen.”

    Dann wäre ein strikter Anti-“biologismus” allerdings auch “der Teufel”, wenn man meint, dass dieser absolut wahr sein muss.

    Wenn man die Freiheit verteidigt, dann muss man auch aufpassen, dass man nicht gegen Strohmänner kämpft.

    Die biologischen Theorien schreiben dir auf einer bewussten Ebene nicht vor, was deine Motivation ist. Teilweise beschreiben sie nur den Selektionsvorgang, der vollkommen unabhängig von der Wertung ist.

    • suwasu says:

      Ich vertrete keinen strikten Anti-Biologismus. Natürlich wäre ein solcher Anti-ismus genauso der Teufel. Es ist egal, wie man “Wahrheit” zu vertreten glaubt, ob man nun für oder gegen etwas ist.

      “Die biologischen Theorien schreiben dir auf einer bewussten Ebene nicht vor, was deine Motivation ist. Teilweise beschreiben sie nur den Selektionsvorgang, der vollkommen unabhängig von der Wertung ist.”

      Ich verstehe Deine und Anderer Darlegungen häufig so, dass wir viele Dinge tun, weil das so genetisch festgelegt ist. Ich erinnere mich an Aussagen zu Offiziersuniformen. Da kamen alle diese Dinge zusammen: die Betonung von Status und Hierarchie. Das ist von irgendeinem Diskutanten als nahezu zwangsläufig biologisch begründet beschrieben worden: Betonung der breiten Schultern und der Brustpartie usw.

      Und das sind die Momente, wo der Biologist meint, er wüsste, warum Menschen etwas tun.

      Du selbst legst zumindest solche Deutungen nahe, wenn Du von “Führung durch Beauftragung” sprichst, also nicht nur von Selektion, sondern von Verhalten, dass individuellem Fortpflanzungserfolg dient (wenn auch ungeplant usw.).

      • “Betonung der breiten Schultern und der Brustpartie usw.”

        Das ist ja auch eine sehr wahrscheinliche Erklärung. Was spricht für dich gegen sie?

        “Und das sind die Momente, wo der Biologist meint, er wüsste, warum Menschen etwas tun.”

        Und? Du kannst dich ja trotzdem entscheiden wie du willst. Deine Freiheit ist nicht eingeschränkt.
        Es ist erst einmal ein Signal, welches verarbeitet wird, keine Handlungsvorschrift.

        “Du selbst legst zumindest solche Deutungen nahe, wenn Du von “Führung durch Beauftragung” sprichst, also nicht nur von Selektion, sondern von Verhalten, dass individuellem Fortpflanzungserfolg dient (wenn auch ungeplant usw.).”

        Ich spreche von einer Selektion, welches ein bestimmtes Verhalten motiviert, darin aber viele Freiheiten in der Art der Umsetzung lässt.
        Beim essen zB haben wir einen “Auftrag” unseren Körper mit Nährstoffen zu versorgen, welchen wir als Hunger wahrnehmen und welcher sich zB regt, wenn wir nährstoffhaltige Sachen wie Kuchen etc betrachten. Du kannst das auch einfach als “hunger” ansehen, aber das Gefühl des Hungers hat eben einen Hintergrund, aus dem heraus es selektiert worden ist. Und der beeinflusst auch unser Verhalten.

        Das alles ist ja nichts wirklich überraschendes. Natürlich kannst du dich entscheiden nicht zu essen. Aber wenn du frei sein willst davon, dass Essen etwas mit dem Auftrag zu tun hat, deinen Körper zu ernähren (auch auf Vorrat), dann ist das doch eine sehr abstrakte Betrachtung.
        Und genauso gibt es eben andere “genetische Aufträge”, die auf der Umsetzungsebene genauso sein können wie beim Hunger, also ein Wunsch zu essen oder das Gefühl, dass etwas schmeckt.

        Beim Sex zB ist es durch den Sexualtrieb ausgestaltet worden, nicht durch einen Fortpflanzungstrieb und der Umstand, dass das Kind gut versorgt sein soll, ist durch eine Bindung ausgestaltet worden.

      • suwasu says:

        ““Betonung der breiten Schultern und der Brustpartie usw.”

        Das ist ja auch eine sehr wahrscheinliche Erklärung. Was spricht für dich gegen sie? ”

        Die Erklärung ist plausibel. Plausibilität ist noch kein Beweis. Gegen diese Erklärung spricht, dass sie andere Gründe ausblendet, meinethalben ästhetische oder organisatorische. Da die biologische Erklärung eben nur plausibel ist, muss sie notwendig mit anderen Erklärungen konkurrieren. Das gilt auch dann, wenn die biologische Erklärung hier schlüssiger ist als konkurrierende Ansätze: Solange es keinen Beweis für den Zusammenhang gibt, kann sie nämlich ein großer Irrtum sein. Daher muss man jeden konkurrierenden Denkansatz ernst nehmen, selbst, wenn er noch nicht ausgearbeitet ist. Schlüssigkeit einer nur plausiblen Erklärung ist selbst noch kein Beweis für irgendetwas.

        Aber genau das passiert nicht: Ich empfinde das so, dass die biologische Erklärung als genügend angesehen wird, weil sie plausibel ist. Andere Erklärungen werden als abwegig verworfen. In diesem Moment sind die Handlungsmotive unterstellt.

        “Ich spreche von einer Selektion, welches ein bestimmtes Verhalten motiviert, darin aber viele Freiheiten in der Art der Umsetzung lässt.”

        Entweder Du nimmst an, dass dieses “bestimmte Verhalten” recht massiv und überall präsent ist, in jeder Tätigkeit. Oder aber Du kannst mit diesem Ansatz die zentralen Fragen gar nicht wirklich in Angriff nehmen: Lehrpläne in Schulen, die Politik des Gender Mainstreamings, Aufschrei-Kampagnen, all das bleibt dann unerklärt.

      • “Aber genau das passiert nicht: Ich empfinde das so, dass die biologische Erklärung als genügend angesehen wird, weil sie plausibel ist. Andere Erklärungen werden als abwegig verworfen. In diesem Moment sind die Handlungsmotive unterstellt.”

        Was hat das aber mit deiner Kritik zu tun? Du müsstest die biologische Theorie ja ebenso ernst nehmen, ob sie deine Freiheit einschränkt oder nicht?

        Der Aspekt der eingeschränkten Freiheit hat mit dem Argument, dass die Theorie nicht abschließend belegt ist, nichts zu tun.

        Auch nichts damit, ob diese Erklärung dann für den Maskulismus förderlich ist oder nicht.

        Sie ist wahr oder nicht wahr. (wobei sie auch dann wahr sein kann, wenn eine kulturelle Ausgestaltung dazu kommt).

        “Entweder Du nimmst an, dass dieses “bestimmte Verhalten” recht massiv und überall präsent ist, in jeder Tätigkeit. Oder aber Du kannst mit diesem Ansatz die zentralen Fragen gar nicht wirklich in Angriff nehmen: Lehrpläne in Schulen, die Politik des Gender Mainstreamings, Aufschrei-Kampagnen, all das bleibt dann unerklärt”

        Da baust du einen Gegensatz auf, der sich so nicht unbedingt ergibt. Denn wir haben eben viele verschiedene Aufträge, nicht nur den Hunger. Nicht in alle Aspekte muss der Hunger reinspielen oder eben der Sex.
        Bei vielen zentralen Geschlechterfragen wird aber ein Wunsch, Frauen zu gefallen, hereinspielen, der sich auch gut evolutionär erklären lässt und Anliegen des Feminismus begünstigt.

      • suwasu says:

        “Was hat das aber mit deiner Kritik zu tun? Du müsstest die biologische Theorie ja ebenso ernst nehmen, ob sie deine Freiheit einschränkt oder nicht?”

        Freiheit wird dann bedroht, wenn es zu einem Deutungsmonopol kommt. Die simplifizierte Biologie, die sich als einzige Wahrheit geriert, macht sich zum Deutungsmonopol. Dessen Symptome kann man in Deinem Kommentarbereich sehr gut studieren. Der Umgang mit Kritik an überzogenen biologischen Erklärungsansprüchen ist mitunter schon dogmatisch. Es gibt da Leute, die mittlerweile Kritik als pathologisches Phänomen beschreiben (“Kränkung” als Ursache der Kritik). Darin zeigt sich der Anspruch, allein über Wahrheit und Unwahrheit zu befinden.

        Die eine Hypothese selber ist diesbezüglich unschuldig. Es ist der Umgang damit.

      • @suwasu

        Die Freiheit zu handeln wie du willst, wird durch eine “deutungsmonopol” nicht bedroht. Es ergibt sich der gleiche Handlungsspielraum, den du hättest, wenn man akzeptiert, dass die biologische Erklärung falsch sein könnte.
        (was ich übrigens akzeptiere, momentan erscheint sie mir dennoch als die schlüssigste)

        Allerdings sollte dich dann Elmars Deutungsmonopol noch mehr abschrecken. Er hat noch nicht einmal eine Theorie und hält sie schon für das einzig wahre. Er erklärt immer wieder, dass die anderen Theorien weg müssen, weil sie schädlich sind.
        Was ist das denn, wenn nicht der Aufbau eines Deutungsmonopols?
        Du scheinst ihm da aber eher zuzustimmen, statt lediglich eine Reduzierung auf “sie könnte auch falsch sein” zu fordern.

        Da scheinen mir deine Aussagen im Widerspruch zueinander zu stehen.

      • suwasu says:

        “Die Freiheit zu handeln wie du willst, wird durch eine “deutungsmonopol” nicht bedroht”

        Im Moment bin ich frei. Wenn gewisse Leute politische Verantwortung bekämen, wäre ich das tendenziell nicht mehr. Das ist der Punkt. Dabei geht es nicht um Personen, auch nicht um Elmar, sondern um das Prinzip: Niemand sollte mit Wahrheitsmonopolen regieren, niemand sollte die Möglichkeit haben, das private Leben Anderer nach seiner Expertentheorie zu ordnen.

        Im Moment tut der Feminismus das und das muss man bekämpfen. Aber ich mag den Feminismus nicht einfach durch konservativ-biologistische Geschlechterrollentraditionalisten austauschen.

      • Okay, aber evolutionäre Biologie gibt keinen konservativen Geschlechterrollentraditionalismus vor. Sie ist eher relativ liberal. Es ist zB schwer traditionelle Geschlechterrollen vorzugeben, wenn man davon ausgeht, dass geschlechterrollenzentren von Männern und Frauen nicht essentialistisch ausgestaltet sind, sondern eine graduelle Verteilung vorliegt.

        Also müsstest du deinen Kampf´, wenn das dein Argument ist, nur gegen eine falsch verstandene Biologie richten, du könntest dich sogar vollständig meiner Auffassung anschließen, ohne deinen Kampf aufgeben zu müssen.

        Wenn du verhindern willst, dass jemand dein Leben nach einer Expertentheorie aufbaut, dann kann dir ein gradueller Verlauf biologischer Prägungen sogar die weitestgehende Freiheit bringen. Denn auf dieser Basis kann man leicht vertreten, dass Regeln der Allgemeinheit für einen selbst nicht zutreffen, weil man eben vom Mittelwert zu den extremen hin abweicht und dabei genauso schützenswert ist, wie jeder andere Mensch auch

      • @LoMi

        “Also müsstest du deinen Kampf´, wenn das dein Argument ist, nur gegen eine falsch verstandene Biologie richten, du könntest dich sogar vollständig meiner Auffassung anschließen, ohne deinen Kampf aufgeben zu müssen.”

        Lass dich bloß nicht verarschen. Christians Gebrauch von “Verteilung” ist vollkommen falsch und seine Idee von “graduell” oder “der Tendenz nach” einfach nur eine Immunisierungsstrategie, mit der er glaubt, Gegenbeispiele ein für alle Mal loszuwerden.

      • @LoMi

        Außerdem besteht eine wesentliche Strategie von EvoChris darin, zu behaupten, daß sein Biologismus gar nicht so stark sei, um in praktischen Fällen aber so zu tun, als gäbe es nichts anderes über diese Fälle zu sagen und wenn dann doch jemand kommt und meint, daß Evolution/Hormone nicht alles sei, dann heißt es “Du hast ja keine allgemeine Theorie”.

        Der Trick ist immer der: EvoChris versucht jede Diskussion zu gewinnen, ohne sich darum zu kümmern, daß alle Mitteln, mit denen er eine Diskussion zu gewinnen versucht, sich am Ende auch zu einer konsistenen Theorie zusammensetzen lassen müssen. Letzteres interessiert ihn gar nicht, er kann diese Theorie nicht angeben und weiß auch nicht, wie er ihe Konsistenz prüfen soll. Er hat nur gelernt, was in diesem und jedem Fall zu tun ist, um dem Diskussionsgegner oder seiner Position zu schaden.

        Sollte dann doch jemand eine konistente Theorie verlangen, dann fordert er zum Beweis des Gegenteils auf und versucht, das Resultat mit einer Flut informtionsloser links zu verzögern, bis die Sache in Vergessenheit geraten ist. Oder er behauptet, daß jede eigene Zusammenfassung seiner eigenen Worte notwendig falsch ist.

        Du mußt meiner Ansicht nach die Idee aufgeben, daß EvoChris Diskussionen um der Wahrheit willen führt. Das behauptet er zwar und wir sind aus unseren Alltag gewohnt, das zu glauben, aber de facto hat unser Nicht-Akademiker keinen blassen Schimmer davon, was das bedeutet. Einige seiner inhaltlichen Wendungen beruhen nicht mal auf böser Absicht, er glaubt manchmal wirklich, daß “das so geht”.

      • suwasu says:

        Ich möchte das gar nicht auf der persönlichen Ebene beackern. Mir ist das Inhaltliche wichtiger, also die Schlussfolgerungen. Man muss die Frage stellen, inwiefern die biologischen Aussagen dabei helfen, letztlich zu politischen Forderungen des Maskulismus zu gelangen. Ich sehe da eine große Schwäche, weil die biologische Erklärung zu viele weiße Flecken auf der gesellschaftlichen Landkarte hat.

        Einen gewissen Konsens sehe ich in der impliziten Forderung “Respektiert unsere menschliche, also auch biologische Natur”. Das kann ich unterschreiben und zwar unabhängig von allen philosophischen Problemen. Aber Themen wie Gerechtigkeit lassen sich so nur unzureichend bearbeiten. Gerechtigkeit leitet sich nicht aus biologischen Modellen ab. Man wird daher auch verstärkt über normative Grundlagen diskutieren müssen.

      • @LoMi

        “Ich möchte das gar nicht auf der persönlichen Ebene beackern.”

        Das ist gar nicht prsönlich. Seine Methode hat nichts mit meiner oder deiner Position zu tun. Es ist eine Methode, die sicher stellen soll, daß man niemals mehr wirklich und endgültig verliert oder aufgeben muß. Das steht im Vordergrund, nicht etwa eine Effizienz im Sinne einer Wahrheitsfindung. Seine Sprüche in dieser Richtung sind nur die Verpackung und er überläßt es dir, herauszufinden, daß sie mit der Realität nichts zu tun haben.

        Feministen und Frauen gehen auch oft so vor, das ist nicht mal etwas für EvoChris Persönliches.

        Und du siehst ja auch, daß genau das passiert: Er findet immer einen Anlaß weiterzumachen, hat immer das letzte Wort und versucht am Ende dich oder andere die Arbeit machen zu lassen, zitiert, statt zu argumentieren, verlinkt, statt dir weiterzuhelfen, und sagt dir, daß andere dich widerlegt haben, ohne jemals darzulegen, wie das lief. Das kannst du schon selbst rausfinden.

        Das ist bei EvoChris mehr so eine Art aggressive Verwaltungstätigkeit, wie sie von Arne auch gemacht wird, wenn er seine Bücher aus seinen blog-Einträgen zusammenstellt.

        Die Pointe ist: Solange du dich mit EvoChris und Arne abplagst, kommst du nicht dazu was eigenes zu entwickeln und beide stehen immer im Mittelpunkt. In dem Moment, wo du deine Zeit ausnutzt, um selbst etwas auf die Beine zu stellen, wirst du sie abhängen, denn die Musik spielt immer da, wo Neues entsteht. Und das bringt keiner von beiden.

        Also: Das ist nichts Persönliches, hier geht es einfach darum, ob wie zu was kommen oder uns nur ewig um Arne und EvoChris drehen – was diese beiden zweifellos genießen.

        Nur weiterbringen, wird das niemanden.

        Muß jetzt weg.

      • “Außerdem besteht eine wesentliche Strategie von EvoChris darin, zu behaupten, daß sein Biologismus gar nicht so stark sei, um in praktischen Fällen aber so zu tun, als gäbe es nichts anderes über diese Fälle zu sagen und wenn dann doch jemand kommt und meint, daß Evolution/Hormone nicht alles sei, dann heißt es “Du hast ja keine allgemeine Theorie”.”

        Du hast ja auch keine, dass ist unstreitig.

        Das obige Dilemma läßt sich aber auflösen, wenn man von der Idee wegkommt, dass die biologischen theorien einen Essentialsmus befürworten. Es geht um Häufungen, Unterschiede im Schnitt.
        Bei diesen kann die Biologie gleichzeitig für die Gruppe Mann / Frau wesentliche Unterschiede erklären und auf der Ebene des Individuums Abweichungen erklären.

      • “Lass dich bloß nicht verarschen. Christians Gebrauch von “Verteilung” ist vollkommen falsch und seine Idee von “graduell” oder “der Tendenz nach” einfach nur eine Immunisierungsstrategie, mit der er glaubt, Gegenbeispiele ein für alle Mal loszuwerden.”

        Nein, es ist ein recht wesentlicher Baustein, den ich auch wiederholt zur Begründung meiner Theorien verwendet habe.

        Es ist auch nicht verwunderlich, wenn der Wachstumsplan des Gehirns auf verschiedene Hormonstände reagiert, wie es die Theorie vorsieht. Gerade das ist ja der Grund für CAH-Mädchen oder andere Konstellationen oder eben David Reimer

      • “In dem Moment, wo du deine Zeit ausnutzt, um selbst etwas auf die Beine zu stellen, wirst du sie abhängen, denn die Musik spielt immer da, wo Neues entsteht. ”

        Weitaus häufiger spielt die Musik dort, wo man auf bestehendes aufbaut.

        Wenn dir einer erzählt, dass er die Physik neu aufbaut, ohne das bestehende zu beachten, dann würdest du wohl kaum darauf wetten, dass da die Musik spielt. Insbesondere nicht, wenn derjenige sagt, dass er noch keine vollständige Theorie hat, aber alle anderen haben jedenfalls unrecht.

  5. petpanther says:

    Nein LoMi. Du irrst dich nicht.

    “Und darum geht es letztlich: Die Verteidigung des Individuellen gegen tendenzielle totalitäre Anmaßungen.”

    Yup.

    Das Primat der Achtung vor dem Leben des Individuums.
    Auf der Seite stehe ich auch.

    • suwasu says:

      Das “Irren” war auch mehr Selbstironie.

      Denn in diesem Punkt, dem Schutz der Individualität, bin ich mir doch recht sicher. Gewiss gibt es auch Einschränkungen, z.B. wenn man Verantwortung für Andere trägt, etwa Kinder. Ich will auch keinen Individualismus. Aber der Staat sollte halt nicht mit seinen Organen definieren, was einer tun und lassen kann.

  6. djadmoros says:

    So, Jungs, wir sind unter uns, ich mach’ jetzt mal ein Weilchen Urlaub von »Alles Evo«. Nicht wegen Christian, sondern wegen seiner Fanmeile. Bei dem Krach dort kann man unmöglich arbeiten! 🙂

  7. Leszek says:

    “Der Genderismus schafft Tatsachen und Lebensbedingungen und er ist dabei schnell übergriffig, weil er auf die Person zielt. Das Private ist ihm politisch, woraus er die Rechtfertigung zieht, in die Persönlichkeit einzugreifen. Nicht meine Rechtsstellung gilt ihm als Problem, sondern mein Mannsein an sich, meine Persönlichkeit, mein Denken, Fühlen und Begehren. Da auf dem Felde des Rechts längst Gleichberechtigung herrscht, findet der Feminismus sein Thema auch nur noch im Privaten, also in dem Bereich, der eigentlich dem Zugriff des Staates entzogen sein sollte.
    Deshalb geht es letzten Endes darum, diesen Anspruch abzuwehren und das Private wieder zum Herrschaftsbereich des Einzelnen zu machen. Verteidigt werden muss die Freiheit, zu denken, was man will, sein privates Leben zu gestalten, wie man will.”

    Eben deshalb lehne ich Antifeminismus übrigens ebenso ab wie Genderismus/Radikalfeminismus. Für meine persönliche Freiheit und Autonomie bleibt es sich völlig gleich, ob es nun radikale Feministinnen oder Antifeministen sind, die mir vorschreiben wollen, wie ich zu denken habe, wie ich zu urteilen habe, die mir ihre irrationalen Über-Ich-Funktionen in den Kopf setzen wollen, mich disziplinieren wollen, wenn ich von ihren Vorgaben abweiche, mich mit ihren spezifischen Formen von Political Correctness zu indoktrinieren versuchen, darüber bestimmen wollen, mit wem ich kommunizieren darf, mit wem ich Beziehungen führen darf usw.

    Ob nun radikale Feministinnen oder Antifeministen von mir erwarten, dass ich feministische Strömungen und Positionen so darstelle, wie es ihnen gefällt, (sei es besonders gut oder besonders schlecht, aber auf jeden Fall nicht wahrheitsgemäß), ob nun radikale Feministinnen oder Antifeministen mir erklären, wie ich feministische Anliegen und Positionen zu beurteilen habe (nämlich gemäß ihrer ideologischen Vorgaben und nicht gemäß jener universalistisch-anarchistischen Moralprinzipien, die ich für richtig halte), ob nun die einen oder die anderen über meine privaten Angelegenheiten bestimmen wollen, weil für beide das Private notgedrungen politisch ist, wie es bei autoritären Ideologien nun einmal nicht anders sein kann – ich werde meine persönliche Freiheit und Autonomie vor den Vertretern des radikalen Feminismus genauso zu bewahren wissen, wie vor den Vertretern des Antifeminismus.

    Übrigens gleichen sich manche ihrer Anhänger meiner Erfahrung nach auch sehr in ihrer Kritikunfähigkeit und ihren entsprechenden Reaktionen.
    Ich wurde bisher jeweils einmal von einer radikalen Feministin mit einer Kastrationsphantasie bedacht und einmal von einem Antifeministen.
    Des Weiteren wurde ich bisher einmal von einer radikalen Feministin wüst beschimpft und beleidigt und einmal von einem Antifeministen.
    Todeswünsche gegen mich gab es bislang allerdings bisher erst von einem “Antifeministen” (Verlinkung des Songs “Das Allerschlimmste” von Eisregen) wegen einer berechtigten Kritik von mir an antifeministischer Homophobie. Von zwei weiteren Antifeministen wurde der Beitrag geliked.
    (Mit solchen Leuten klappt der Anschluss an Mainstream und Mehrheitsbevölkerung bestimmt.)

    Die jeweiligen Formen der Political Correctness, die auf beiden Seiten verwendet werden, sind zumindest in analytischer Hinsicht interessant, aber natürlich strukturidentisch (“So darfst du doch nicht denken, sonst bist du ein moderner Sexist, neo-patriarchalisch, rechts etc.” bzw. “So darfst du doch nicht denken, sonst bist du ein lila Pudel, weißer Ritter, Mangina etc.”).
    Solche argumentfreien Versuche feministischer oder antifeministischer Political Correctness irrationale Über-Ich-Funktionen in meinem Kopf zu verankern, um meine geistige Freiheit zu beschränken, betrachte ich meist mit einem gewissen Amüsement.

    Interessant sind auch die direkten oder indirekten Disziplinierungsversuche einiger Antifeministen, wenn man sich mit manchen (gemäßigten) Feministinnen gut versteht. (Ich habe z.B. auch Feministinnen in meinem Bekannten- und Freundeskreis.) Die Anmaßung der Regulation meiner persönlichen Beziehungen durch die Antifeministen werde ich natürlich stets entschieden zurückweisen.

    Für Antifeministen wie für radikale Feministinnen ist das Private politisch (in der schlechtesten Bedeutung dieses Satzes), sie sind Feinde der Wissenschaft (Ergebnisoffenheit ist für Antifeministen genauso unmöglich wie für radikalen Feministinnen), Feinde des freien postkonventionellen moralischen Urteils, Feinde meiner persönlichen Freiheit.

    Ich halte es da ganz mit der von mir geschätzten individual-anarchistischen Feministin (und Männerrechtlerin) Wendy McElroy (geschätzt von mir in ihrer geschlechtsübergreifenden Perspektive, in politischer Hinsicht weniger, da sie radikal-liberal ist und ich libertärer Sozialist):
    “Das Persönliche ist nicht politisch, das Persönliche ist persönlich.”
    (vgl. hierzu Wendy McElroy – Sexual Correctness. The Gender-Feminist Attack on Woman , S. 114 – 117)

    Ein paar schöne Zitate zur Verteidigung des Privaten gibt es übrigens auch von dem von mir geschätzten neo-marxistischen Theoretiker Herbert Marcuse:

    „Ich habe immer den Wert der Privatheit ungeheuer hoch geschätzt und kann mir keine anständige Gesellschaft vorstellen, in der dieser Bereich des Privaten nicht beschützt würde.“

    (aus: Gespräch mit Herbert Marcuse, in: links, Jg.5 (1974), Nr.60 (November 1974), S. 9 – 10.)

    “Solche individuelle Befreiung bedeutet jedoch ein Überwinden des bürgerlichen Individuums (…) und gleichzeitig eine Wiederherstellung jener Dimension des Ichs, der Privatheit, die einst von der bürgerlichen Kultur geschaffen wurde.“

    (aus: Herbert Marcuse – Konterrevolution und Revolte, S. 61)

    “Im äußersten Fall ‚löst sich’ der Konflikt zwischen privaten und öffentlichen Werten in völliger Gleichschaltung ‚auf’: das Indivduum denkt, fühlt und wertet privat, wie in der ‚öffentlichen Meinung’ gedacht, gefühlt und gewertet wird und wie dies sich in öffentlichen politischen Maßnahmen und Erklärungen ausdrückt. (…) Eine solche Gleichschaltung kann durch Terror, durch die standardisierenden Tendenzen der ‚Massenkultur’ oder durch eine Kombination beider erreicht werden. Die Kosten für das Individuum und für die Gesellschaft sind unvergleichlich größer, wenn sie durch Terror zustande kommt, und der Unterschied kann durchaus der zwischen Leben und Tod sein. Am Ende des Gleichschaltungsprozesses jedoch, nachdem die Konformität erfolgreich hergestellt wurde, ist die Auswirkung auf die Hierarchie der Werte tendenziell die gleiche: die individuelle Denk- und Gewissensfreiheit scheint ihren unabhängigen und unbedingten Wert zu verlieren und in der Vereinheitlichung von privatem und öffentlichem Dasein unterzugehen”

    (aus: Herbert Marcuse – Die Gesellschaftslehre des sowjetischen Marxismus, S. 199 f.)

    „Der Drang nach mehr »Lebensraum« macht sich nicht nur in internationaler Aggressivität geltend, sondern auch innerhalb der Nation. Hier ist die Expansion in allen Formen der Zusammenarbeit, des Gemeinschaftslebens und Vergnügens in den Innenraum der Privatsphäre eingedrungen und hat praktisch die Möglichkeit jener Isolierung ausgeschaltet, in der das Individuum, allein auf sich zurückgeworfen, denken, fragen und etwas herausfinden kann. Diese Art Privatsphäre – die einzige Bedingung , die auf der Basis befriedigter Lebensbedürfnisse der Freiheit und Unabhängigkeit des Denkens Sinn verleihen kann – ist seit langem zur teuersten Ware geworden, nur den sehr Reichen verfügbar (die keinen Gebrauch von ihr machen). Auch in dieser Hinsicht offenbart die “Kultur” ihre feudalen Ursprünge und Schranken. Sie kann nur (…) demokratisch werden, wenn es nämlich der Gesellschaft gelingt, die Vorrechte der Privatsphäre wieder herzustellen, indem sie sie allen gewährt und bei jedem einzelnen schützt. (…)
    Kann eine Gesellschaft, die außerstande ist, das private Dasein des Individuums auch nur in den eigenen vier Wänden zu schützen, rechtmäßig behaupten, dass sie das Individuum achtet und eine freie Gesellschaft ist? Sicher ist eine freie Gesellschaft durch mehr und grundlegendere Errungenschaften gekennzeichnet als durch private Autonomie. Und doch beeinträchtigt deren Fehlen selbst die augenfälligsten Institutionen der ökonomischen und politischen Freiheit – dadurch, dass in ihren verborgenen Wurzeln keine Freiheit anerkannt wird.”

    (aus: Herbert Marcuse – Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, S. 255 f.)

    • suwasu says:

      Marcuse? Jetzt hast Du Dich aber endgültig als Gottseibeiuns (=Kulturmarxist) geoutet. Also ab auf dem Scheiterhaufen *;-)*

      Ich stimme Dir zu. Die Etiketten weiß ich da nicht immer so recht zu verwenden: Wer ist Antifeminist und was meint das letztlich genau?

      Aber der wesentliche Punkt Deines Kommentars ist ja der, dass es eine Political Correctness in vielen Formen gibt. Sie ist keine linke Spezialität. Ebenso gibt es vielfältige Ansprüche verschiedenster Gruppen, einem vorzuschreiben, was man denken darf und welches Denken moralisch schon verwerflich ist. Genau darauf habe ich auch überhaupt keine Lust. Eine derartige geistige Kastration ist mir fremd.

      Das ist auch ein Grund, warum ich ungern in eine Partei eintreten möchte. Ich liebe meine geistige Freiheit und möchte keiner taktisch begründeten Doktrin folgen müssen.

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