Sexuelle Würde und die Freiheit

Was darf der Mann in der modernen Gesellschaft? In der Auseinandersetzung mit dem Feminismus kommt man nicht umhin, sich mit dem Thema “Freiheit” auseinanderzusetzen. Bislang verharrt der Maskulismus in der Ideologiekritik. Feministische Mythen und Argumente werden argumentativ widerlegt und ihre ideologische Natur wird sichtbar. Aber genügt das wirklich?

Freiheit kann sowohl negativ als auch positiv definiert werden. Negative Freiheiten kennt man etwa aus der Verfassung: Dort wird definiert, was der Staat gegenüber dem Bürger nicht darf. Er darf z.B. das Recht auf Meinungsfreiheit nicht einschränken. Der Staat darf einen Menschen nicht ohne ordentlichen Prozess und nur auf bloßen Verdacht hin verurteilen. Positive Freiheiten sind etwa Versammlungsfreiheit, Wahlrecht oder Freizügigkeit.

Solange Männer Ideologiekritik betreiben, peilen sie vor allem negative Freiheiten an. Sie wollen frei von Pauschalverdächten sein. Sie möchten nicht länger vorab als “Täter”, “Frauenunterdrücker” oder “Kinderschänder” gelten. Ideologiekritik ist also die Abwehr des generalisierten Verdachts gegen Männer. Es bleibt aber fraglich, ob man damit alleine dem Thema gerecht wird und ob man so wirklich schon eine brauchbare normative Grundlage hat, um diese Abwehr zu plausibilisieren.

Meine These lautet, dass eine positive Freiheitsdefinition notwendig ist, um männerrechtlichen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Ein Grund dafür ist, dass es eine Verbindung gibt zwischen der Freiheit zu etwas und der sexuellen Würde eines Menschen. Das ist nicht die einzige Dimension von Freiheit, aber im Geschlechterverhältnis spielt diese eine große Rolle.

Mit sexueller Würde meine ich, dass die Sexualität eines Menschen als Teil seiner Menschlichkeit anerkannt und gewertschätzt wird, als gleichwertiger Ausdruck seiner Humanität wie seine anderen Lebensäußerungen. Diesbezüglich leben wir aber in einer Kultur des Doppelstandards. Der weiblichen Sexualität wird eine hohe Würde zuerkannt und sie wird als Quelle der Persönlichkeitsentwicklung von Frauen betrachtet. Männliche Sexualität wird dagegen als potenziell gefährlich, verwerflich, primitiv, frauenfeindlich gelabelt und ist oft etwas, was man nur in Gestalt von Kritik, von kriminologischen Diskursen oder sonstwie abfällig behandelt in der Öffentlichkeit.

In diesem Zusammenhang wird Freiheit oft recht einseitig behandelt. Frauen fordern als negative Freiheit etwa den Schutz vor Belästigung. Als positive Freiheit reklamieren sie mit “slut walks” das Recht, sich individuell und eben auch sexy kleiden zu dürfen. Für Männer bleiben in dieser Perspektive meist nur Pflichten: Sie haben sich zurückzuhalten, sich zu disziplinieren, sich zu hinterfragen und oft sollen sie sich schämen für ihre Begierden und ihre Gedanken.

Dieser Doppelstandard treibt in der öffentlichen Wahrnehmung komische Blüten: Ein älterer Herr macht einer Dame vielleicht etwas plumpe Komplimente und löst einen empörten #aufschrei aus. Charlotte Roche schreibt “Feuchtgebiete”, langweilt und ekelt mit unappetitlichen Details und wird vom Feuilleton zur Protagonistin eines neuen Feminismus hochgejazzt. Wenn eine Frau, wie in “Shades of Grey” geschehen, ihre masochistischen Fantasien ausbreitet, wird das gefeiert als Befreiung und Selbstverwirklichung. Hätte ein Mann die gleichen Art von Beziehung beschrieben, wäre er gewiss als “Unterdrücker” und “Frauenverächter” angeprangert worden.

Männer und Frauen dürfen in unserer Kultur nicht das selbe öffentlich äußern. Die selben Inhalte würden komplett gegensätzlich bewertet werden. Unsere Kultur gesteht dem Mann folglich keine sexuelle Würde zu. Seine Sexualität gehört in das Dunkel der Schlafzimmer und darüber hinaus normativ geregelt.

Inwiefern ist dies aber eine Frage der Freiheit? Dieser Doppelstandard ist die geistige Grundlage der Rape Culture Hysterie an amerikanischen Unis und ist auch die Grundlage von gesetzlichen Regelungen in Deutschland. Wir sind nicht Amerika, unser Umgang mit Sexualität auf der Ebene der Gesetze ist recht liberal –  noch. Doch es ist erkennbar, dass Feministinnen letztlich auch in Deutschland daran arbeiten, ihre Vorstellungen in volkspädagogischer Manier an den Mann zu bringen – mehr oder minder in sanften Formen einer Art Umerziehung. Plakate und Aufkleber, Aufklärungsveranstaltungen und sensibilisierende Seminare zum Thema “sexuelle Belästigung” sind nicht neutral, sie sind normensetzende Veranstaltungen, die aktiv Verhaltensformen propagieren und die dabei unterstützt werden sowohl durch politische Vorgaben (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) als auch durch die Chefetagen von Organisationen (z.B. die Unis mit ihren Gleichstellungsbeauftragten und Richtlinien zum Umgang mit sexueller Belästigung). Es findet also durchaus ein gewisser Übergriff statt. Schließlich zeigen sich auch in Europa Bemühungen, amerikanische Definitionen von “Vergewaltigung” in die Gesetzgebung zu übernehmen.

Man könnte nun noch über pädagogische “Angebote” und Projekte reden, die Jungen Verhaltensnormen nahelegen (Bei Schoppe gab es dafür Beispiele für Projekte).

Was müssen wir also tun?

Wir brauchen einen positiven Begriff von sexueller Würde des Mannes inklusive einer Vorstellung einer positiven Freiheit. Wir müssten deutlich sagen können, was Männer dürfen müssen. Damit ist also nicht nur die Freiheit von staatlichen Zugriffen gemeint, sondern die Freiheit zu etwas. Männern muss die gleiche Freiheit zur sexuellen Entfaltung zugestanden werden wie Frauen. Diese Freiheit muss gleichzeitig inkludieren, dass männliche und weibliche Sexualität sich unterschiedlich äußert.

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Zugriff! Die Lust am Skandal.

AllesEvolution greift heute eine Meldung von Arne Hoffmann auf, dass die Zugriffszahlen auf Genderama gestiegen seien. Christian bestätigt für seinen Blog diesen Trend. Er mutmaßt nun über die Gründe des gestiegenen Interesses:

Aus meiner Sicht steigen die Zugriffszahlen immer dann, wenn bestimmte feministische Aktionen in die Presse kommen und eine gewisse Aufmerksamkeit, aber auch Widerstand erzeugen. Ob hier der Aufschrei, der durch das Buch wieder häufiger in der Presse war, erneut zugeschlagen hat (als der Aufschrei groß durch die Presse ging sind meine Zahlen auch enorm gestiegen) oder es andere Aspekte sind, wäre interessant. In den Suchbegriffen zeigt sich da kein besonderer Trend.

Ich lese das so, dass es vor allem gewisse Aufreger sind, die den Blogs eine hohe Aufmerksamkeit bescheren. Sie werden immer dann häufig frequentiert, wenn eine “bestimmte feministische Aktion” polarisiert und emotionalisiert. In diesem Fall sind auch maskulistische Blogs dank ihrer Kommentarspalten Ventile für diese Emotionen. Gleichzeitig bieten sie die Gelegenheit, diese Emotionen mit Gleichgesinnten gewissermaßen zu genießen. Aufregung ist mindestens ambivalent und nicht selten auch unterhaltsam, die Würze, die die fade Suppe des Alltages einigermaßen schmackhaft macht.

Die Medien arbeiten von je her mit dieser Emotionalisierung. Ohne es genau referenzieren zu können: In der Medientheorie heißt es, dass für Medien die Erzeugung von Aufmerksamkeit zentral ist, um die eigenen Produkte auch verkaufen zu können. Dazu braucht man, so die Theorie, Abweichungen von der Normalität, die eben aber auch hinreichend interessant sind für Leserinnen und Leser. Der Skandal erfüllt diese Bedingung, denn er zeigt eine solche Abweichung in Gestalt des Verhaltens bestimmter Personen. Weil der Skandal eine Verletzung von Normen und Werten anzeigt, emotionalisiert er auch und fordert zu Debatten heraus. Damit ein Vorgang auch zum Skandal werden kann, muss man die Fakten kreativ interpretieren und die Darstellung grob zuspitzen. Differenzierung wäre hingegen langweilig. Schon deswegen sind Mediendarstellungen oft einfach holzschnittartig und nicht selten faktisch falsch.

Aber was bewirkt die Skandalisierung wirklich? Am Ende mögen Köpfe rollen, aber der Skandal verpufft auch wieder recht schnell. Die Empörten verschwinden in der Alltagsroutine. Eine echte organisierte Bewegung entsteht dadurch nicht zwangsläufig. Außerdem folgt bald der nächste Skandal und löst den alten als Thema ab.

Wahrscheinlich wissen wir Blogger über diese Form der Aufmerksamkeit Bescheid, wenn auch nicht in Form einer Theorie. So ist es zu erklären, dass wir nicht selten durch wiederholte Schilderungen einzelner feministischer Aktionen immer wieder die Aufmerksamkeit zu wecken versuchen (ich nehme mich davon nicht aus!). All das kann natürlich auch ein dauerhaftes Interesse am Thema wecken. Zwingend stellt sich das aber nicht ein. Es ist genausogut möglich, dass der tägliche Gender-Skandal einfach nur das wohlige Gruseln beim Nachrichtenschauen ersetzt (auch hier muss ich einräumen, dass die Bloggerei und die Lektüre von Blogs für mich auch eine solche Unterhaltungsfunktion besitzt).

Es nimmt nun nicht wunder, dass Christian auf Medienprofis verweist als Auslöser von höheren Zugriffszahlen:

Vielleicht ist es die Martensteindebatte, vielleicht auch noch eher Jürgen von der Lippe (“Diese Gender-Scheiße macht mich fertig!”), denn solche Äußerungen populärer Leute bewirken einiges an Diskussionen und der feministische Aufschrei sorgt dafür, dass viele, die von der Lippe zustimmen dann ins Internet gehen.

Martenstein, so sehr ich ihm dann und wann zustimmen mag, ist nicht gerade ein gründlicher Rechercheur. Vielmehr agiert er nicht selten sehr plakativ. Er spitzt sehr gerne zu, auch auf Kosten der Fakten, und garniert das mit Humor. Dadurch provoziert er natürlich Reaktionen (es entsteht eine “Debatte”, also eine Kommentarschlacht im Journalistenkreis) und er erzeugt Lacher, also positive Erlebnisse, sprich: Unterhaltung. Diesen Unterhaltungswert haben dann und wann eben auch unsere Blogs, je nach rhetorischer Qualität der Schreibe und je nach Vermögen, besonders emotionalisierende Themen zu bearbeiten.

Ich ziehe daraus vorerst die Schlussfolgerung, dass unsere Bloggemeinde zumindest in Teilen eigentlich nur die Logik der Medien nachahmen, tendenziell eher die des Boulevards. Das gilt nicht für jene, die analytisch und argumentativ arbeiten. Aber es gilt z.B. auch dann und wann für meinen Blog. Grund genug, darüber auch mal nachzudenken.

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“100 Mal angemacht in 10 Stunden”

In den Kommentaren wies Matze mich auf diesen Artikel hin, der einige Fragen aufwirft:

Gerade in der SZ gesehen:

100 Mal angemacht in zehn Stunden

Eine versteckte Kamera begleitet eine Schauspielerin beim Spaziergang durch New York – sie wird von zahlreichen Männern angesprochen, belästigt, verfolgt. Das Video zeigt, wie alltäglich solche Szenen auf der Straße sind.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/test-mit-versteckter-kamera-mal-angemacht-in-zehn-stunden-1.2196377

Die Kommentare zum SZ-Artikel gibt es hier: https://www.facebook.com/ihre.sz/posts/713243185433730

Ist also alles doch ganz schlimm?

Das im Artikel vorgestellte Video ist Teil der Kampagne Hollaback (“Brüll zurück”). Diese Kampagne hat ihre Wurzeln in Nordamerika und hat einige Ableger bei uns, z.B. in Berlin: http://berlin.ihollaback.org

Ich selbst weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Mein Eindruck: Ich glaube nicht, dass das im Video Gezeigte auf Deutschland übertragbar wäre.

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Was Belästigung ist, bestimme ich!

Da ich selber ein Hochschulgewächs bin, interessieren mich die Kampagnen gegen “sexuelle Belästigung” im Hochschulbereich besonders. Das Thema hatte achdomina angestoßen.

Definitionsmacht: Belästigung als subjektiv empfundener Sachverhalt

Ich habe weiteres Infomaterial ergoogelt, heute von der Universität Tübingen:

Entscheidend dafür, ob eine Handlung als sexuelle Belästigung zu gelten hat, ist also davon abhängt, wie die/der Betroffene diese empfindet. Mag von einer Person eine Bemerkung als
Kompliment empfunden werden, so kann dieselbe Bemerkung von einer anderen Person als Anzüglichkeit aufgefasst werden. Entscheidend für den Tatbestand der Belästigung ist die
Unerwünschtheit des Verhaltens. Sie muss als solche mitgeteilt werden. Wird ein Verhalten von der belästigenden Person („Das war gar nicht so gemeint“) und der belästigten Person
kontrovers bewertet, sollte die Angelegenheit offen (z.B. im Kollegium, im Kollegen- /innenkreis) diskutiert werden. Die öffentliche Diskussion kann zur Klärung und zum gegenseitigen Verständnis beitragen.

Ich meine, man muss aufpassen, dieses Thema nicht zu hysterisieren. Dazu gehört, genauer hinzuschauen, wie sexuelle Belästigung definiert wird. Nicht jede Kampagne wird einen allumfassenden Begriff davon benutzen. Manche Unis beschränken sich auf Definitionen, wie sie durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz geltende Rechtslage sind. Damit tun sie gewissermaßen das Nötigste und laden das Thema nicht weiter auf. Andere nutzen die Gelegenheit, um ihren weiten Begriff von Belästigung zu propagieren.

Wie wir wissen, gehört das Konzept Definitionsmacht zu den Türöffnern für ein weitgefassten Belästigungsbegriff. Dieses Konzept sagt aus, dass das Opfer definiert, welchen Schaden es erlitten hat. Es zählt letztlich nur die Definition des Opfers. Das ist eine Konstruktion, die eigentlich mit rechtsstaatlichen Prinzipien nicht verträglich ist, wo man alle Seiten anhören müsse, bevor man über die Schuldfrage urteilt.

In der Broschüre der Uni Tübingen finden wir das DefMa-Konzept wieder. Es sei dann eine Belästigung, wenn der Betroffene das so empfindet. Sprich: Es ist eine rein subjektive Angelegenheit und es nutzt zunächst gar nichts, wenn ich als der “Belästiger” anderes im Sinn gehabt habe. Und so heißt es dann auch: Die einen mögen mein Tun als Kompliment empfinden. Aber sobald es jemand als “Belästigung” labelt, ist es auch eine. Ich kann mich also nie auf Gewohnheiten und Konventionen verlassen. Denn die Tatsache “Belästigung” folgt eben dem individuellen Empfinden. Woran aber orientiere ich dann mein Handeln?

Die Kampagne setzt neue Normen

Es ist eigentlich der Normalfall, dass ich so handle, wie es allgemein üblich ist. Das gilt sowohl für das, was man tun darf, als auch für Verbote. Eine Kultur hat dafür unzählige Regeln, die wir oft allein über die tägliche Routine erlernt haben. Diese Routinen können sich freilich ändern. Eine Norm bekommt dann neue Geltung, wenn ein Verhalten als Normbruch skandalisiert wird und wenn es eine Instanz gibt, die diesen Skandal ahndet. Für viele Normen stellt die Gesellschaft selbst die Instanz da und sie ahndet Normbrüche durch Ächtung und Missbilligung. Im Falle der Belästigung im Raum der Universität ist nun der Gesetzgeber diese Instanz und deren ausführender Arm die Hochschulleitung und die Gleichstellungsbeauftragte.

Diese Kampagnen gegen Belästigung sind damit bereits normensetzende Aktivitäten, weil hier eine Instanz installiert wird, die die neue Norm sanktioniert. Es wird dabei der Anspruch erhoben, dass Konventionen über die Legitimität von Komplimenten etwa nicht mehr gelten. Das individuelle Empfinden soll jetzt mehr Gewicht haben. Ich muss mich als Mann also beim Komplimente machen oder beim Aussenden erotischer Signale immer an dem orientieren, wie mein Gegenüber damit umgeht. Das verkompliziert solche Situationen, denn ich kann auf kein Routinerepertoire im Umgang mit Frauen mehr zurückgreifen. Routinen haben aber eigentlich diese Funktionen, zu entlasten von der steten Neuentwicklung von Aktionen in jeder neuen Situation.

Der Hauch eines objektiven Kriteriums für Belästigung

Immerhin zieht die Uni Tübingen eine gewisse Grenze: Die Unerwünschtheit einer Handlung sei das Kriterium und diese Unerwünschtheit müsse auch “mitgeteilt” werden.

Lässt sich das eigentlich gerichtsfest beweisen, dass man dieses “nein” auch geäußert hat? Oder reicht es, wenn man lediglich behauptet, man habe “nein” gesagt? Diese Fragen hat ja bereits der Rechtsblog Strafakte gestellt, in anderen Zusammenhängen.

Aber sehen wir davon ab. Es gibt also immerhin eine Grenze. Man kann nur dann jemanden der Belästigung zeihen, wenn man ihm vorher mitteilte, dass man sein Verhalten nicht wünsche. Auch die folgenden Aussagen wirken zumindest vordergründig liberal: Falls der Beschuldigte andere Intentionen hatte und die Person nicht belästigen wollte, müsse man dies in einer Diskussion klären.

Aber irgendwie lässt diese Passage mich dann doch ratlos zurück: Zunächst spricht sie anders als ich nicht von “Beschuldigtem”, sondern von der “belästigenden Person”. Das suggeriert, als sei der Fall eigentlich schon klar, obwohl doch erst die Diskussion die Sache klären soll. Und zweitens soll diese Klärung dann auch noch in ÖFFENTLICHER Diskussion, etwa im Kollegenkreis geschehen. Das ist im Zweifel für beide beteiligte Parteien nicht leicht. Es ist schlicht gruselig, sich dem Kollegentribunal stellen zu müssen. Eigentlich wäre hier eine neutrale Instanz, ähnlich einem Richter wünschenswert. Aber gegenüber den Kollegen möchte man sich nicht rechtfertigen müssen. Umgekehrt dürfte ein tatsächliches Opfer einer Belästigung eine solche öffentliche Anhörung auch nicht gerade ermutigend finden.

Und immer wieder Macht

Ganz gruselig wird es in dem Teil, wo es um die Gründe von Belästigung geht. Kurz: Sie werde begünstigt durch Machtverhältnisse. Das ist das übliche Bild: Die Obenstehenden bedrängen die von ihnen Abhängigen.

Das kommt wahrscheinlich auch vor. Was ich hier nur nicht verstehe: Belästigung wird zunächst als das definiert, was die betroffene Person als solche empfindet. Man räumt oben sogar ein, dass dies ein in anderen Kontexten als harmlos geltendes Verhalten sein kann. Es hieß: Belästigung kann auch das sein, was anderswo als Kompliment gilt. Wie kann man dann aber grundsätzlich immer den Machtaspekt als Grund ansehen? Betont wird in Tübingen und anderswo, dass die Belästigung gewöhnlich wenig mit erotischem Interesse und mehr mit Machtausübung zu tun habe. Schön. Aber wenn das Tun anderswo als Kompliment gelten kann, ist es dort auch bereits Mittel der Machtausübung?

Meiner Meinung nach passen die Subjektivität als Definitionsgrundlage und das vermeintliche Wissen über den stets vorliegenden Grund der Machtausübung nicht ganz zusammen. Schließlich sorgt das Konzept Definitionsmacht dafür, dass Belästigung je nach individueller Befindlichkeit bestimmt wird. Und das kann zwangsläufig auch Dinge betreffen, die mit Machtausübung nichts zu tun haben.

Zum Schluss bekommen wir dann noch ein Klischee serviert, das ich niemanden hier vorenthalten möchte. Es ist selbstredend ein Klischee über Männer:

Geht die sexuelle Belästigung von einer auf gleicher Hierarchieebene stehenden Person aus, kann ein solches Verhalten bewusst oder unbewusst dadurch motiviert sein, ein
Dominanzverhältnis aufbauen zu wollen. Oft sehen Männer z. B. ihre berufliche Stellung, ihre soziale Rolle oder ihre männliche Ehre durch die Konkurrenz von „emporstrebenden“ Frauen gefährdet. Durch Angriffe, die sich unter anderem in der Form der sexuellen Belästigung äußern können, wird versucht, Frauen die Lust an der Arbeit/Karriere zu nehmen und sie auf „ihren Platz“ zu verweisen.

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Unis und sexuelle Belästigung

Und weiter im Thema. Von 2008 stammt dieser Flyer der Uni Mannheim und er informiert uns darüber, dass sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz offenbar ein flächendeckendes Phänomen ist:

2004 ergab eine Befragung des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend, dass 73-93% der befragten Frauen
bereits sexuelle Belästigung an ihrem Arbeitsplatz
erfahren haben.

Nimmt man diese Zahl ernst, ist eigentlich kaum eine Frau von dieser Erfahrung ausgenommen. Es herrschen also schreckliche Zustände am Arbeitsplatz. Mir fällt es doch schwer, das so zu glauben.

Die Palette der Untaten ist auch auf diesem Flyer breit angelegt. So gehört auch folgendes bereits zur sexuellen Belästigung:

Hinterherpfeifen, taxierende Blicke

Wie aber misst man justiziabel “taxierende Blicke”? Es ist vermutlich sehr subjektiv, ob jemand Männerblicke als taxierend empfindet oder als angenehme Form der Aufmerksamkeit. Männer schauen Frauen hinterher und natürlich haben sie dabei auch ein erotisches Interesse. Das kann Mann auch nicht immer verbergen. Ist nun jeder ansatzweise interessierte Blick ein Problem?

Zugegeben, wenn die Angestellte zum Chef kommt, sollte dieser sein erotisches Interesse im Zaume halten. Es ist vorstellbar, dass offen vorgetragenes Interesse bzw. eben ein “taxierender Blick” tatsächlich als unangenehm empfunden werden kann.

Allerdings glaube ich, dass die Uni Mannheim hier weit übers Ziel hinausschießt, denn das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, die Grundlage für diese Uni-Kampagnen, scheint die Blicke an sich nicht zum Problem zu erheben:

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG):

Nach dem AGG ist der Tatbestand der sexuellen Belästigung wie folgt definiert:

„Sexuelle Belästigung ist eine Benachteiligung, wenn ein unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten wozu auch unerwünschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen zu diesen, sexuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen von pornografischen Darstellungen gehören, bezweckt oder bewirkt, dass die Würde der betreffenden Person verletzt wird, insbesondere wenn ein von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird“.

Ich interpretiere diese Passage so, dass es schon auf vermachtete Kontexte ankommt und dass hier ein Bündel von Aktivitäten seitens des Belästigers vorliegen muss. Einmalige Aktionen fallen vermutlich nicht unter die Geltung dieses Gesetzes, sondern es muss schon erkennbar sein, dass dieses ” von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird“. Und die Schaffung dieses Umfeldes ist ein Prozess mit einer gewissen Zeitdauer.

Vermutlich wäre der Tatbestand der sexuellen Belästigung sonst juristisch auch gar nicht definierbar. Man braucht überprüfbare Kriterien, um ein Urteil fällen zu können.

Die Info-Kampagnen der Gleichstellungsbüros der Universitäten scheinen dies aber sehr unterschiedlich anzupacken und oft sehr weit auszulegen.

Hier z.B. die LMU München:

Was ist sexuelle Belästigung?

“Sexuelle Belästigung beginnt dort, wo signalisierte Grenzen überschritten werden”

Sexuelle Belästigung ist jedes sexuell belegte Verhalten, das von den Betroffenen nicht erwünscht und von ihnen als beleidigend und abwertend empfunden wird. Sie kann sich in Worten, Gesten und Handlungen ausdrücken, durch ausfallende Bemerkungen über Aussehen oder Privatleben, Erzählen anzüglicher Witze, Zeigen von pornographischen Darstellungen, taxierende Blicke, unerwünschte Berührungen und Annäherungsversuche bis hin zu strafrechtlich relevanten Tatbeständen wie Stalking, sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Insofern es stets ein einseitiges Verhalten ist, das von den Betroffenen als entwürdigend erlebt wird, unterscheidet es sich grundlegend von Flirts oder Komplimenten.

Das ist übrigens ein Textbaustein, den ich auch bei anderen Unis gefunden habe. Was auffällt: Die vom Gesetz gezogenen Grenzen werden hier nicht aufgegriffen. Man kann das Gleichbehandlungsgesetz gut oder schlecht finden, aber es hat versucht, die sexuelle Belästigung so zu fassen, dass es ein greifbares Phänomen ist. Im Grunde wurde ein Äquivalent zum Mobbing beschrieben, indem man diese Belästigung als ein Dauerproblem beschrieb im Kontext eines Machtverhältnisses.

Was macht das Gleichstellungsbüro daraus? Es steigt ein mit einem Zitat, dass noch jede Grenzverletzung als Belästigung definiert. Das kann dann auch eine einmalige Aktion sein. Anschließend wird alles Mögliche als Ausdruck einer solchen Belästigung aufgefasst. Das entspricht dem Gesetz, zum Teil, weil die Grenzziehung des Gesetzes nicht wiederholt wird. Alleinige Grenzziehung des Flyers ist die Unterscheidung von Flirt und Kompliment.

Auf diese Weise laden diese Frauenbüros dazu ein, “sexuelle Belästigung” sehr weit zu definieren und alles mögliche darunter zu fassen. Sie suggerieren Frauen damit auch, dass sie schon bei einmaligen unangenehmen Erfahrungen rechtliche Handhabe hätten, um gegen den tatsächlichen oder vermeintlichen Belästiger vorzugehen. Auch laden sie erotische Signale aller Art mit einer negativen Wertung auf. Junge Frauen bekommen das Gefühl, dass Anbandelungsversuche von Männern falsch sind und sie bekommen das Gefühl, dass sie im Recht sind, wenn sie diese Männer als “Belästiger” verdammen.

Damit wird einerseits ein Klima der Angst geschaffen: Alles ist Belästigung! Es ist eine Illusion geschaffen: Du kannst gegen alle Männer, die Du als lästig empfindest, vorgehen! Und es wird das Selbstbewusstsein geschaffen, dass die eigene Bewertung eines erotischen Signals oder eines Verhaltens als erotisches Signal sowohl vom Staat als auch von der Zivilgesellschaft uneingeschränkt geteilt wird und dass man als Frau Anspruch hat, bei der Durchsetzung dieser Bewertungen institutionelle Unterstützung zu erhalten.

 

 

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Deutsche Unis: Aufkleber gegen sexuelle Belästigung

Heute meldete sich achdomina mit einem guten Text zurück. An diesen Text will ich zumindest zu einem Aspekt kurz anschließen. achdomina beschreibt dort einen Besuch der Bibliothek der Humboldt-Uni Berlin:

Das erste, was man im Foyer sah, war wenige Schritte hinter den Türen ein etwa brusthoher Aufsteller mit einem Schild. Das Schild war rot, nahe am Feuerwehrrot, aber noch knalliger. Darauf stand in großen, weißen Lettern “Kein Raum für Übergriffe”, darunter kleiner der Hinweis, dass sexuelle Übergriffe in den Räumen der Bibliothek nicht geduldet würden, und dann eine Aufzählungsliste, was alles unter sexuelle Übergriffe falle.

Ich habe dort in den Kommentaren gesagt, es wäre interessant zu wissen, ob diese Schilder oder Aufkleber auch anderswo zu finden wären. Schließlich hätte ich kürzlich selbst eine solche Aufkleberkampagne in einer deutschen Hochschule beobachtet (Mein Kommentar ist noch nicht freigeschaltet).

Da ich mich gerade vor schwierigeren Aufgaben drücke, habe ich kurz mal Google angeworfen. Ja, es gibt diese Hinweiskampagnen auch an anderen Unis. Ich glaube, hier tut sich ein wichtiges Thema auf.

Hier findet sich ein Beispiel. Der Hinweiszettel oder -aufkleber ist harmlos. Aber die Darstellung deutet auf interessante Zusammenhänge hin:

– Erwähnt wird ein Rahmenprogramm zur Frauenförderung der Universität

– Sodann gibt es einen offiziellen Gremienbeschluss zum Thema sexuelle Belästigung

– Schließlich wird ein mittelbarer Bezug zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz hergestellt.

– Dieses wiederum wird als Umsetzung einer EU-Richtlinie beschrieben

Das Ganze ist also ein politisch in Gang gesetztes Ding. Ich kann noch aus meiner Kenntnis hinzufügen, dass Landeshochschulgesetze Gender Mainstreaming festschreiben und dass dort verlangt wird, die Bemühungen um Frauenförderung zu evaluieren, also auch nachzuweisen. Der Fisch stinkt hier also vom Kopf her.

achdomina verlinkt auf einen Flyer der HU Berlin zum Thema Sexuelle Belästigung. In dem Flyer wird aufgezählt, was alles als Belästigung zählt (nahezu alles). Und dann werden wir mit dem Definitionsmacht konfrontiert:

“Es gibt keine Definition, die festschreiben, was sexualisierte
Diskriminierung und Gewalt umfasst und was nicht. Die betroffene Person selbst entscheidet über die Grenzziehung.”

Sexuelle Belästigung ist also ein Gegenstand ohne Kriterien, letztendlich. Dann ist alles möglich. Vor Gericht und auf Hoher See sei man in Gottes Hand, heißt es. In der Uni wird Gottes Rolle von vermeintlichen Opfern und ihrer Unterstützer*_I_n*xen eingenommen.

Es ist schwer vorstellbar, dass “Definitionsmacht” zu justiziablen Ergebnissen kommen kann. Sprich: Es kann nicht gelingen, darauf Rechtssprechung aufzubauen. Recht braucht Kriterien, um entscheiden zu können, ob ein Gesetz verletzt worden ist oder nicht. Das legt es durchaus nahe, für Feministinnen, ihren Kampf in eine andere Arena zu verlegen. Der Rechtsstaat kann hier nicht eingreifen, es gibt zu viele Grauzonen. Aber eine Organisation wie die Universität kann hier aktiv werden, indem sie von ihrem Hausrecht Gebrauch macht. Sie kann Bedingungen formulieren, die auch das Verhalten von Menschen regulieren. Sie kann solche Menschen aus ihrer Organisation ausschließen, die sich diesen Bedingungen nicht fügen.

Ich hatte kürzlich in Kommentaren gemutmaßt, dass die Rape Culture Hysterie an amerikanischen Unis nicht einfach emotional getragen ist, sondern eine Graswurzelstrategie. Ich spekuliere mal weiter: Gewisse Ziele des Feminismus, nämlich den umerziehenden Zugriff auf Männer, lassen sich nicht politisch verwirklichen, weil sie nicht justiziabel sind oder weil der Staat hier zu übergriffig wäre und gegen Verfassungsgebote verstieße. Daher hat sich der Feminismus auf Organisationspolitiken und -ethiken verlagert, über die der Zugriff auf Persönlichkeit und Verhalten deutlich besser möglich ist. Immerhin kann die Organisation sehr viel wirksamer als der Staat das Verhalten steuern, weil sie die unmittelbare Abhängigkeit ihrer Mitglieder von der Organisation ausnutzen kann (als Arbeitgeber oder als Verteiler von Zertifikaten). Es ist also durchaus vorstellbar, dass die Genderisierung der Universität und die Durchführung solcher Aufkleber-Aktionen Teil einer geordneten, wohlüberlegten Strategie sind.

Edit:

Ich habe noch ein bisschen herumgesucht im Netz. Bislang ist der HU-Berlin-Flyer derjenige, der am deutlichsten das Konzept Definitionsmacht mit einbringt. Andere Universitäten bilden häufig nur die offenbar gesetzlich festgeschriebenen Merkmale für “sexuelle Belästigung” ab.

Den ersten Preis für Einseitigkeit sollte dieses Plakat der TU Berlin bekommen (keine Ahnung, von wann das ist): “Es kann jede treffen!” ==> http://www.tu-berlin.de/fileadmin/i31/Publikationen/Plakat_Typo_DRUCK_QR.jpg

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“Frauengewalt? Das glaube ich nicht!”

Gewalt ist ein Skandalthema. Hier kochen die Emotionen hoch. Die Diskussion zu versachlichen, ist darum meist schwer. Nicht wenige Menschen haben einen falschen Eindruck von der Häufigkeit der Gewalt und ihrer Opfer. So fürchten Alte und Frauen oft, die Hauptopfer von Gewalt zu sein. Tatsächlich sind die meisten Gewaltopfer männlich und keine Rentner. Wenn ich das in die Diskussion einbringe, schlägt mir oft ärgerliche Abwehr entgegen. Auch wenn ich darauf hinweise, dass das Gefühl einer ständig ansteigenden Gefahr keinerlei Basis hat in den tatsächlichen Zahlen, wird darauf oft mit Empörung reagiert. Die liebgewonnene Kriminalitätsfurcht möchte man offenbar nicht gerne aufgeben.

In letzter Zeit habe ich aber auch öfters in Diskussionen erwähnt, dass häusliche Gewalt keine reine Männerdomäne ist. Ich habe eingeworfen, dass manche Studie sogar ein Gleichgewicht der Geschlechter behauptet. Auf diese Aussagen wurde nicht mit Empörung reagiert. Vielmehr gab es ein intensives und ausdauerndes Kopfschütteln. “Das kann ich nicht glauben!”, hieß es. Dieser Satz wurde wieder und wieder gesagt. Eine Person reagierte gar zunächst mit Sprachlosigkeit. Erst dann der Zweifel: “Das glaube ich nicht. Ist das wirklich so? Das kann ich mir nicht vorstellen.” Der dann häufig wiederholt wurde.

Interessanterweise war dieser Zweifel ansteckend. Ich wurde unsicher. Schließlich bin auch ich mit der Vorstellung aufgewachsen, dass Männer ihre Frauen schlagen. Der umgekehrte Fall war auch für mich die längste Zeit undenkbar. Ich bin kein Experte für dieses Thema und habe meine Weisheiten auch nur aus den einschlägigen Blogs. Die anerzogene Wahrheit (die mir auch nicht über Statistiken oder Studien, sondern über Behauptungen vermittelt worden ist) ist nicht selten stärker als das, was Blogger berichten.

Ich kann hier im Moment keine für den Maskulismus interessante Schlussfolgerung daraus ziehen. Es sind ja auch Einzelfälle, die ich hier schildere. Spannend war eben das wahrhaftige Erstaunen und daher wohl auch das Ausbleiben der Empörung. Im Falle der Gewalt allgemein gelten meine Aussagen vielen schlicht als falsch und darum als Ärgernis. Aber die Aussage über häusliche Gewalt gilt ihnen offenbar nicht als falsch, sondern als irrsinnig. Das Kopfschütteln wäre vermutlich ähnlich, hätte ich von einer Begegnung mit Außerirdischen gesprochen. Relativiere ich die gefühlte Gewaltbedrohung, gilt das als “Kleinreden” oder “Schönfärberei” und das wird von meinen Diskussionspartnern offenbar als politische Hinterhältigkeit interpretiert. Wenigstens fühlen sie sich in ihrer Wahrnehmung, die sie absolut setzen, nicht ernst genommen. Das macht die Wut zumindest nachvollziehbar. Aber diese Wut bleibt beim Thema “Häusliche Gewalt” aus. Hier ist es eher so, dass die Leute mich dann nicht ernst nehmen. Was ich sage, ist nicht falsch, sondern abwegig. Es ist offenkundig mein Problem, denn ich hänge dann aus der Sicht dieser Leute einer abstrusen Meinung an, es ist eine Verirrung, die wohl auch Fremdschämen auslöst. Das Kopfschütteln könnte auch Ausdruck der Verwunderung sein, dass ein intelligenter Mensch wie ich solch einem Irrglauben anhängen kann.

Ich weiß nicht, ob diese wenigen Erlebnisse irgendwie repräsentativ sind. Hat jemand von Euch das ähnlich erlebt?

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Solche und solche

Zu meinen subjektiven Äußerungen über Frauen haben etliche Kommentatoren geschrieben, dass sie ganz andere Frauen kennen. Sie haben meinen Erfahrungen teilweise diametral widersprochen. Das ist auch gut so, erinnert es doch daran, dass Menschen unterschiedlich sind.

Heute morgen ging ich an einer Frau vorbei, die mich ebenfalls daran erinnerte. Sie trug Lederhose. Zusätzlich hatte sie ein farbenfrohes und wirklich großes Tattoo auf dem Arm. Insgesamt wirkte sie recht herb. Ihr Anblick weckte Assoziationen zu Begegnungen mit ähnlichen Frauentypen.

Das Internet hat ja das Potenzial, den Nutzer aus seinem angestammten Milieu herauszulocken. Für gewöhnlich hat man ein recht gut sortiertes Umfeld und nicht selten findet man Freunde, mit denen man vieles teilt: Den Geschmack, den Bildungsgrad, gewisse politische Orientierungen usw. Das führt schnell zu einem Tunnelblick, weil die eigene erlebte Normalität letztlich nur die Normalität des eigenen Milieus ist. Vielleicht ist diese Tunnelblickgefahr in der Großstadt noch größer, wo man zuweilen in  sehr milieugeprägten Umfeldern wohnt. In meiner Umgebung dominiert die jüngere Generation, akademisch gebildet, biomarkt- und kinderladengestählt. Alte gibt es fast gar nicht. BILD-Zeitungslesende Kleinbürger fallen kaum ins Gewicht.

Natürlich weiß ich, dass das nicht alles ist. Aber im Alltag bleiben die Begegnungen mit anderen Milieus meist aus. Doch über das Internet habe ich recht viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Prägungen kennengelernt. Darunter war auch eine Reihe von Frauen, die der Dame von heute morgen ähnelten, vom Schlage der herben Arbeiterin.

Diese Damen stehen in einem auffälligem Gegensatz zu dem bürgerlichen Frauenideal, das Frauen eher in romantischer Weise beschreibt: Eher zierlich als stämmig, eher zurückhaltend als vorlaut, eher fürsorglich als eigensinnig. Diese Damen hingegen sind vom Auftreten her eher robust, meinungsstark, eher laut und haben einen Hang zur Direktheit. Die für Dienstleistungsberufe eher typische bürgerliche Tugend der Diplomatie und Zurückhaltung liegt ihnen nicht. Sie halten das im Gegenteil für eine Form der Verlogenheit. Daher geizen sie nicht mit ihrer Meinung und sie tragen sie auch selbstbewusst und kämpferisch vor. Ihre Umgangsformen sind rauh, aber herzlich, aber die Herzlichkeit kann nur der Eingeweihte erkennen – gewiss nicht der Vertreter meines Herkunftsmilieus, der diese Raubauzigkeit bereits als skandalös einzustufen gewohnt ist. Es sind zugleich Damen, die eher in Ausbildungsberufen arbeiten, kein Abitur haben, also auch keinen Hochschulabschluss haben und die – so vermute ich – auch aus eher arbeiterlichen Elternhäusern stammen. Ich spreche hier allerdings auch von einer bestimmten Altersgruppe, nämlich um die 40+.

Milieus

Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie unterschiedlich Menschen sind. In der Soziologie gibt es “Milieu” als Konzept, um solche Unterschiede zu systematisieren. In Milieus werden Menschen zusammengefasst sowohl nach Bildung und Einkommen als auch nach Alltagsgeschmäckern und Lebenseinstellungen. Es gibt – wenn das noch aktuell ist – demnach in Deutschland so um die neun verschiedenen Milieus, also Großgruppen, die sich voneinander in wesentlichen Dingen unterscheiden, die Menschen versammeln, die über die Milieugrenzen hinweg Schwierigkeiten miteinander haben, weil sie zu gegensätzliche Geschmäcker und Werthaltungen haben.

Das gilt natürlich nicht nur für Frauen, sondern auch Männer. Mein Lieblingsbeispiel ist der Vergleich zwischen Gerüstbauern und Philosophiestudenten. Es mag für Biologen ein ausgemachtes Ding sein, dass alle Männer irgendwie nach festgelegten Schemata agieren. Dennoch sind die Verhaltensunterschiede ungemein hoch und genauso ist es das Konfliktpotenzial. Das gilt vor allem auch für die Verkörperung von “Männlichkeit”. Der Gerüstbauer (oder nehmen wir den Fitnessstudiobesucher) ist dabei sehr körperbetont, ähnlich wie die oben beschriebenen Damen sehr direkt und durchaus konfrontativ. Der Philosophiestudent ist hingegen eher bemüht, seine körperliche Präsenz zu minimieren und er versucht sich in Diplomatie (idealtypisch). Schließlich wird er auch nicht über schlüpfrige Altherrenwitze lachen können, die auf der Baustelle lautes Gröhlen verursachen.

Beide Personengruppen begegnen einander tendenziell mit Verachtung. Der Philosoph hält die anderen für potenziell gewalttätig, für laute Rüpel, ungebildete BZ-Leser, für aufdringlich und unhöflich. Der Gerüstbauer hält den Philosophen für feige, eingebildet, schwächlich, für zu zögerlich, denn der Philosoph ist für ihn kein Macher, keiner, der zupackt, wenn es ernst wird (auch das jetzt mal etwas zugespitzt).

Was folgt nun aus dieser Betrachtung?

Sowohl Feminismus als auch Maskulismus können mit ihren Konzept von Weiblichkeit und Männlichkeit an dieser Vielfalt nur scheitern. Dabei hat der Maskulismus – noch- eine gewisse Ahnung davon, dass es “den” Mann nicht gibt. Der Feminismus hat bei aller Betonung des Geschlechts als soziale Konstruktion doch ein monolithisches Frauenbild, dass er in den vermeintlichen Rollenvorgaben des Patriarchats zu erblicken meint. Diese Ideale spielen in gewissen Segmenten der Gesellschaft aber so gar keine Rolle. Im Kreise der herben Arbeiterfrauen haben Prinzesschen wenig Chance. Sie selber sind keine Prinzesschen, sondern wehrhafte gestandene Frauen, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Wo sie in Leder und Tattoos gewandet sind (was wirklich nicht so selten ist), zeigen sie deutlich, dass Barbie-Ideale für sie absolut belanglos sind. Weil also diese Damen gar keine Relevanz solcher Ideale empfinden, sind sie für feministische Unterdrückungsszenarien gar nicht ansprechbar.

Der Maskulismus wiederum dürfte meist übersehen, welche Konflikte zwischen Männern unterschiedlicher Milieus existieren. Diese Konflikte berühten auch das eigene Selbstverständnis als Mann und es führt auch zu einer gewissen Plausibilität der Kritik an Männlichkeit – wenn der Philosoph Kritik an hegemonialer Männlichkeit äußert, meint er die Rüpel vom Schulhof, die ihm seine Kindheit versauert haben. Hier gibt es also einen gewissen Anschluss an feministische Ideen.

Dem Gerüstbauer dürfte der Maskulismus wiederum ziemlich schnurz sein, weil er eher traditionelle Männlichkeitsvorstellungen vertritt. Er wird Maskulisten, vor allem die theoretischen und die, die männliche Leidenserfahrungen thematisieren, eher als Weicheier einstufen.

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Heute: Eine Prise Misogynie

Dieser Blog heißt nicht umsonst “Offene Flanke”. Er steht damit für die Schwachstellen, für Positionen, die nicht genug gegen Kritik gedeckt und daher leicht angreifbar sind.

Hier zu schreiben, heißt auch, die Gedanken erst kennenzulernen, indem ich sie aufschreibe (so hat es Only_Me mal beschrieben, das fand ich passend).

Zu diesen Schwachstellen gehört die emotionale Seite und dazu auch die Aufwallungen gewisser pauschalisierender Ressentiments. Eines dieser Ressentiments, die ich manchmal verspüre, beschreibt Frauen als Wesen ohne eigene Interessen. Derjenige, der dieses Vor-Urteil am knackigsten auf den Punkt bringt, ist üblicherweise Adrian: Frauen interessieren sich allenfalls für Shopping, aber ansonsten geht ihnen Kultur und Politik oder auch Sport am A…. vorbei. In meiner – vermutlich stark selektiven – Wahrnehmung trifft das zu. Wenn Menschen sich für den Zustand unserer Gesellschaft interessieren, sind das meist Männer. Frauen halten das für Zeitverschwendung. Ich bin auch damit aufgewachsen, dass Frauen viele männliche Interessen belächelt haben als kindisch oder dumm: Männer, die sich für Fußball oder Technik interessierten, konnten sie nicht verstehen. Dieses Interesse war ihnen irgendwie zu profan. So entstand dann auch das Zerrbild von “meinem Karlheinz”, der im Hobbykeller hockt, was an sich bereits unsexy und lächerlich zu sein schien. Vermutlich ist die Bastelei an der Modelleisenbahn wirklich nicht sonderlich sexy, zugegeben. Aber mir kam der Verdacht, dass Sexiness letztlich nur um den Preis zu haben war, dass Mann sich mit gar nichts Profanem mehr beschäftigt.

Die dies belächelnden Frauen wirken nämlich ihrerseits meist desinteressiert an allem. Sie haben kein Hobby (außer shoppen), die “Gesellschaft” oder der “Staat” sind ihnen schnurz, sie beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit wenig (außer vielleicht Klatschzeitschriften?). Kurz: Sie haben eigentlich nichts, was sie sonst noch lieben. Der einzige Lebensinhalt ist damit die Beziehung. Dann ist der Partner das einzige Ereignis, das einzige Hobby, der einzige Quell irgendwelcher Freude, der einzige inhaltliche Input. Problematischerweise haben diese Damen dann aber auch nichts zu sagen und schweigen eben mehr. Sie können den thematischen Interessen der Männer nichts entgegensetzen, seinem Gesprächsbedarf werden sie so kaum gerecht.

Die ganze Sache hat eine tragische Tendenz: Eine solche Frau wird massiv abhängig vom Partner. Würde er sie verlassen, hätte sie sofort sämtliche Freizeitinhalte verloren. Es bleibt nichts übrig. Dem Manne bliebe sein Hobby, seine thematische Neugierde und das damit verbundene Wissen. Er hat etwas, wofür es sich außerhalb der Beziehung auch noch zu leben lohnt. Selbstverständlich führt eine  Trennung immer zu starkem Leiden, aber die Fähigkeit, dann irgendwann alleine zurecht zu kommen, hängt auch ab von der Fähigkeit, sich für etwas zu interessieren. Ich habe nun oft beobachtet, dass manche Frauen von einer Beziehung in die nächste gleiten, ohne Atempause. Das passt womöglich zum inhaltlichen Desinteresse. Aber weiter zur tragischen Tendenz: Während sie also sich an ihren Partner als Lebensinhalt klammert, von dem sie dann auch stimulierende Ereignisse erwartet, wird er sich unerfüllt fühlen. Seine Interessen werden von ihr nicht geteilt. Er kann mit ihr nicht darüber reden, denn bei diesen Themen bleibt sie indifferent und meinungslos. Er fühlt sich einerseits Erwartungen ausgesetzt, findet aber selber zu wenig Anregendes in der Beziehung. Das sind Widersprüche, die letzten Endes ziemlich konflikthaft enden können.

Ich weiß natürlich, dass das jetzt etwas pauschal daher kommt. Aber irgendwie habe ich gerade den Antrieb, dieses Phänomen mal zu ergründen.

 

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Das “Patriarchat” als Selbstüberforderung des Feminismus

Zentrale Annahme des modernen Feminismus ist die Existenz eines Patriarchates als eines Systems männlicher Herrschaft. In der Gegenwart herrscht die Annahme vor, dass dieses Patriarchat umfassend ist. Es findet sich noch in den privatesten Winkel der Gesellschaft und beherrscht folglich das Leben insgesamt, ob in Politik, Wirtschaft oder in der Familie.

Dieses “Patriarchat” möchte ich im folgenden als ein Konstrukt begreifen, indem ich spielerisch die Annahme übernehme, dass Realität sozial hergestellt wird. Auf dieser Basis können wir überlegen, wie das Konstrukt “Patriarchat” Wirklichkeiten formt, kurz: in welcher Welt Feministinnen leben.

Wenn alles Ursache ist, ist nichts erklärt

Auffällig am Patriarchats-Konstrukt ist die erwähnte Absolutheit. Damit steht das “Patriarchat” im Gegensatz zu anderen Herrschaftsformationen, die in anderen Theorien beschrieben werden. Der Marxismus z.B. behauptet, dass das Eigentum an Produktionsmitteln Herrschaft über die Besitzlosen ermöglicht. Das erlaubt es dem Marxisten, genau anzugeben, wer aufgrund welcher Ressourcen Herrschaft ausübt. Der Marxist ist in der Lage, eine herrschende Klasse, gar eine herrschende Elite zu identifizieren und er kennt eine relativ einfache Lösung, nämlich die Vergesellschaftung des Eigentums an Produktionsmitteln.

Das feministische “Patriarchat” aber ist erheblich diffuser. Gewissermaßen fungieren hier die Männer als herrschende Klasse. Aber nunmehr lässt sich nur noch schwer sagen, mit welchen Ressourcen das geschieht. Die männliche Herrschaft im Patriarchat werde ja überall und bei jeder Gelegenheit ausgeübt, so dass jeder Mann durch jede seiner Aktivitäten bereits Teil eines Unterdrückungssystems ist. Anders als der Privatbesitz an Produktionsmitteln lässt sich nun nicht mehr genau sagen, über welche konkreten Ressourcen der angeblich herrschende Mann verfügt, um dadurch Macht zu gewinnen. Weil alles Ressource ist, verliert das Konstrukt “Patriarchat” seine Erklärungskraft. Es ist überdeterminiert, weil keine einzelnen Ursachen mehr isoliert werden, sondern alles, was Männer tun und sind, als Ursache gilt. Man kann jetzt also weder eine herrschende Elite ausmachen noch die wirklich wesentlichen Ursachen, auf denen ihre Herrschaft beruht.

Selbsterzeugte permanente Erfolglosigkeit

Dies führt notwendigerweise zu einer Selbstüberforderung des Feminismus. Es ist dem Feminismus so im Grunde kaum noch möglich, eine stringente Theorie der Beseitigung der “männlichen Herrschaft” zu formulieren. Der Feminismus müsste überall, bei Milliarden von Männern und bei allem, was sie sind und tun, ansetzen. Das kann zahlenmäßig relativ kleinen Bewegung aber kaum gewinnen. Schließlich führt die Absolutheit des Patriarchatskonstrukts auch dazu, dass der Feminismus keine Prioritäten setzen kann, worauf er vordringlich seine Energien zu konzentrieren gedenkt.

Eine sich politisierende Bewegung kann nicht auf eine halbwegs rationale bis sozialtechnologische Theorie verzichten. Sie muss eine Reihe von Stellschrauben benennen, durch die sie maßgebliche und “messbare” Veränderungen herbeiführen kann. Dazu braucht sie eine Vorstellung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen, die diese Stellschrauben lokalisiert. Nur so kann sie eigentlich ihren Anhängern Erfolge versprechen. Und nur, wenn Erfolge möglich sind, kann sie ihre Anhänger bei der Stange halten.

Alles das kann dem Feminismus nicht gelingen. Vereinfachende und orientierende Kausalitätsannahmen fehlen ihm. So genügt es im “Patriarchat” ja nicht, Frauenrechte politisch durchzusetzen, denn die Bosheit der männlichen Herrschaft zeige sich sowohl im Ehebett als auch in der informellen Realität am Arbeitsplatz. Der politische Erfolg der Verankerung eines Frauenrechts im Gesetz kann darum niemanden motivieren. Laut der Patriarchatsthese ist damit nämlich noch gar nichts gewonnen und radikale Feministinnen werden alle Frauenrechtlerinnen als naiv beschimpfen, wenn sie ein solches Gesetz als Sieg feiern. Das Grundmuster kann hier nur die Frustration sein, das Gefühl, eigentlich noch gar nichts erreicht zu haben. Hinzu kommen Grabenkämpfe, weil die Radikalen die Naiven als uneinsichtig und dumm bekämpfen werden, die die Hinterhältigkeit männlicher Herrschaft einfach nicht begreifen. Wie wir wissen, geraten die “Naiven” aus der Sichtweise der Radikalen allzu schnell in Gefahr, sich dann letztlich mit dem Patriarchat zu identifizieren – aus Unwissenheit.

Die Verachtung der Experten für die Laien

Auch das erzeugt Frust, weil das Patriarchatskonstrukt mit seiner Absolutheit die Gefahr nährt, dass die “Schwestern” sich blenden lassen und nichts wirklich begreifen.ur wenigen Leuten mit dem absoluten Durchblick können dem Patriarchats-Konstrukt zufolge die Perfidie männlicher Herrschaft wirklich verstehen. Die Erkenntnis des Patriarchats und seiner verborgenen Verzweigungen gelinge ja nur auf dem Boden der Wissenschaft, der Gender Studies, und diese muss mühsam den Anschein dekonstruieren, durch den das Patriarchat sowohl Männer als auch Frauen täuscht und sie in Unwissenheit hält. Aber wenn die Einsicht in die Herrschaftsmechanismen derart expertenabhängig ist, geraten die Experten immer wieder in Konflikt mit den Laien, die nach Expertenmeinung nicht begreifen oder gar nicht begreifen wollen. Die Experten bleiben tendenziell einsam, zumal ihr akademischer Habitus die Laien nicht selten überfordern wird. Am Ende werden nicht wenige Expertinnen Frust und Ohnmachtsgefühle erleiden, weil die doch so einleuchtende Wahrheit einfach nicht zu den Frauen durchdringt, obwohl das doch so notwendig wäre.

Das Scheitern eines überhöhten Heilsversprechens

Der Vorteil des verabsolutierten Patriarchatskonstrukts ist sicher der, dass es eine permanente Revolution nötig macht. Immer gibt es noch etwas zu tun, daher rechtfertigt das Konstrukt die dauerhafte Einrichtung der Bewegung und seiner Eliten. Doch die Kehrseite ist, dass das versprochene Heil, die endgültige Befreiung der Frau, nahezu unmöglich erscheint nach menschlichen Maßstäben und dass auch niemand recht weiß, wie man das Heil erringen kann. Niemand hat eine schlüssige Methode und niemand weiß, wo man beginnen soll. Schließlich ist das Heil für Frauen verkompliziert worden, da noch jeder Lebensaspekt als Produkt des Patriarchats gedacht wird: jedes Problem mit dem Gewicht, mit dem Aussehen, mit dem Freund, mit dem Beruf, jede kleine Ungemütlichkeit im Umgang mit Männern wird als Ausfluss der männlichen Herrschaft gedacht. Da ist also unfasslich viel zu tun, um diese Frauen glücklich zu machen. Nicht wenige werden ahnen, dass ein solcher Glücksanspruch gar nicht realistisch ist und dass er durch eine politische Bewegung in keiner Weise einlösbar ist. Das Versprechen dieser Bewegung folgt zwar extrem hohen Idealen, aber bleibt in seiner Umsetzung gleichwohl sehr vage. Das kann auf Dauer nur demobilisierend wirken, während jene, die treu weiter kämpfen, verbissen ausblenden müssen, dass sie einem Phantasma folgen.

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